Entwicklungsprofil Matthias

 

 

 

 

 

 

EDButton2

EDButton2

EDButton2

EDButton2

entwicklungsdiagnostik.de

EDButton2

 

 


Sie befinden sich hier:
 


   entwicklungsdiagnostik.de > Testverfahren >
 

 

 

 

 

 

Entwicklungstests | Entwicklungsscreenings | Fremdbeurteilung | Sprache | Motorik | Intelligenz | Spezifische Tests

Bayley II | Bayley III | Entwicklungsgitter | ET 6-6 | GES | MFED 1 | MFED 2-3 | WET

Durchführung | Auswertung | Entwicklungsprofil | Gütekriterien

Stefan | Matthias | Lara | Pascal | Jennifer
 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Durchfuehrung ET 6-6

ET 6-6 Entwicklungsprofil

 

 

 

Entwicklungsprofil_Mathias

Matthias, 2;5 Jahre (29 Monate) alt, ist ein Kind aus der Normierungsstichprobe des ET 6-6. Im Haushalt leben die Eltern (Mutter: 34 Jahre; Vater: 40 Jahre) sowie sein zwölfjähriger Bruder. Mathias besucht einmal wöchentlich eine Kinderturngruppe sowie einen Spielkreis. Er wird von seinen Eltern als unproblematisch eingeschätzt. Matthias´ Geburt fand in der 40. Schwangerschaftswoche statt (Geburtsgröße: 50 cm; Geburtsgewicht: 3600 g; APGAR-Werte nach 1, 5 und 10 Minuten: 8 – 10 - 10). Laut Vorsorgeuntersuchungsheft wurde bei der U2 (am dritten Lebenstag) eine Herzrhythmusstörung festgestellt und Matthias wurde daraufhin für eine Woche in eine Kinderklinik überwiesen (über die dort erfolgte Behandlung ist nichts bekannt). Bei der letzten kinderärztlichen Vorsorgeuntersuchung (U7 im Alter von ca. 21-24 Monaten) blieb Matthias unauffällig.
Matthias gehörte mit 29 Monaten zu den älteren Kindern in der Altersgruppe „24 bis 30 Monate“. Der Test konnte vollständig durchgeführt werden, wobei der Testleiter die Durchführung hinsichtlich Matthias´ Arbeitsmotivation und Aufmerksamkeit als leicht beeinträchtig einschätzte. Die Testdauer betrug 50 Minuten.

  • Körpermotorik: Matthias erreichte einen Testwert von 7 und liegt damit knapp oberhalb des Altersgruppenmittelwerts. Die Körpermotorik wird in dieser Altergruppe mit insgesamt 10 Items (4 Testitems und 6 Fragebogenitems) erfasst. Von den Testitems konnte Matthias die leichten Items bewältigen, die schwierigen Items (T18: pi = .21; T19: pi = .03) bewältigte er nicht. Von den sechs Fragebogenitems wurde von Matthias Mutter lediglich das "Schwierigste" (F8: pi = .40) als „nicht erfüllt“ angegeben. Somit kann Matthias Entwicklung in der Dimension Körpermotorik als unauffällig bewertet werden.
  • Handmotorik: Matthias erreichte einen Testwert von 2,5 und liegt damit ca. zwei Standardabweichungen unterhalb des Altersgruppenmittelwerts (Risikobereich). Die Handmotorik wird in dieser Altersgruppe mit jeweils zwei Test- und Fragebogenitems erfasst, von denen drei als leichte Items (pi > .75) gelten können. Insgesamt konnte Matthias nur ein Item bewältigen; Hinweise auf eine spezifische Schwäche im Handgeschick wurden sowohl durch die Test- als auch die Fragebogenitems abgebildet.
  • Kognitive Entwicklung: In allen Entwicklungsdimensionen der kognitiven Entwicklung lag der Testwert von Matthias deutlich unterhalb des Altersgruppenmittelwerts am Rand zum Risikobereich . In der Dimension „Handlungsstrategien“" befindet er sich knapp eine Standardabweichung unterhalb des geschlechtsunspezifischen Mittelwerts sowie des Mittelwerts für Jungen. Besonders auffällig war dabei, dass Matthias noch kein systematisches Puzzeln (T58: pi = .82) erkennen ließ. In der Dimension „Kategorisieren“ konnte Matthias kein Item bewältigen und erreichte einen Testwert von 0. Diese Dimension enthält in dieser Altersgruppe zwei Items mittlerer Schwierigkeit (T69: pi = .61; T70: pi > .42). Der Testwert liegt um mehr als eine Standardabweichung unterhalb des Altersgruppenmittelwerts (unterdurchschnittlich). Auch in der Entwicklungsdimension „Körperbewusstsein“ konnte Matthias ein leichtes Item (T87: pi = .78) nicht bewältigen, sein Testwert liegt mehr als eine Standardabweichung unterhalb des geschlechtsunspezifischen Altersgruppenmittelwerts sowie knapp eine Standardabweichung unterhalb des Altersgruppenmittelwerts für Jungen. In Anbetracht von Matthias´ Alter, welches sich deutlich über dem Altersmittelwert der Referenzstichprobe befindet, bewerten wir Matthias´ kognitive Entwicklung insgesamt als knapp unterdurchschnittlich („Risikobereich“).
  • Sprachentwicklung: Die Sprachentwicklung wird in der Altersgruppe „24 bis 30 Monate“ durch die Entwicklungsdimensionen „Rezeptive Sprachentwicklung“ (6 Items, 4 Testitems und 2 Fragebogenitems) sowie „Expressive Sprachentwicklung“ (5 Items, 4 Testitems und 1 Fragebogenitem) abgebildet. Die Sprachentwicklung beinhaltet dabei keine "schwierigen" Items (alle pi > .37). Trotzdem bewältigte Matthias nur die drei leichtesten Items der „Rezeptiven Sprachentwicklung“ (T97: pi = .92; T98: pi = .81; F22: pi = .87) und erreichte einen Score, der ungefähr eine Standardabweichung unterhalb des Altersgruppenmittelwerts liegt. Auch in der „Expressiven Sprachentwicklung“ erfüllte Matthias nur die leichtesten Items (T105: pi = .95; T106:
    pi = .87; T108: pi = .71) und erreichte einen Score knapp unterhalb des geschlechtsunspezifischen und geschlechtsspezifischen Altersgruppenmittelwerts. Hier wird ein Ausmaß von Leistungsabweichungen vom Altersmittel erfasst, das sich in etwa deckt mit dem Ausmaß der Leistungsabweichungen im Bereich der kognitiven Entwicklung (am Rande des Risikobereichs).
  • Sozialentwicklung: Die Sozialentwicklung wird in dieser Altersgruppe durch 10 Items erhoben. Mit Ausnahme des Items „Ich-Nennung“ (wurde „erfüllt“) handelt es sich ausschließlich um Fragebogenitems. Von den 9 Fragebogenitems hat die Mutter von Matthias 7 als „erfüllt“ bewertet. Bei den Nichterfüllungen handelt es sich um die beiden schwierigsten Items dieser Dimension (T54: pi = .35; T57: pi = .32). Der Testwert von 8 liegt im oberen Durchschnittsbereich und beschreibt Matthias´ Sozialentwicklung als unauffällig und positiv.
  • Emotionale Entwicklung: Diese Dimension wird in Matthias´ Altersgruppe durch sieben Fragebogenitems und ein Testitem erfasst. Matthias bewältigte zwei leichte Items (F55: pi = .99; F57: pi = .97) sowie ein Item mittlerer Schwierigkeit (F61: pi = .58) und erreichte einen Testwert von 3,8, der ungefähr eine Standardabweichung unterhalb des Altersgruppenmittelwerts liegt. Zu dem von Matthias nicht erfüllten eher leichten Item (F58: pi = .78; „Trennung über Nacht“) machte die Mutter ergänzend die Anmerkung, dass Matthias nach einigen Stunden immer anfinge zu weinen und zu ihr zurück wolle.

Zusammenfassende Interpretation: Im Fall von Matthias ist es mit dem ET 6-6 gelungen, mit den auffälligen Abweichungen in den Dimensionen Handmotorik und der kognitive Entwicklung in Konstellation mit den Abweichungen der Sprachentwicklung ein auffälliges Muster in thematisch zusammengehörigen Entwicklungsdimensionen abzubilden. Matthias Abweichung in der emotionalen Entwicklung erfährt durch die vorausgesetzten kognitiven Anteile zur Erfüllung einiger von ihm nicht bewältigten Items (T113, F60, F62) eine Relativierung. In allen Entwicklungsdimensionen wurden die schwierigen Items nicht erfüllt und die leichten Items bewältigt.
Besonders schwierig ist es, eine weitergehende Bewertung von Matthias´ Entwicklungsprofil vorzunehmen. Matthias war ein Kind aus der Normierungsstichprobe und als solches von uns anhand gewisser Auswahlkriterien (vgl. Kap. 4) als „unauffälliges“ Kind ausgewählt. Seine Eltern empfanden ihn als unproblematisch. Nach der Testdurchführung wurde den Eltern eine kurze mündliche Rückmeldung gegeben, die sich an den vorläufig aus der Konstruktionsstichprobe gewonnenen Itemschwierigkeiten orientierte. Matthias´ Eltern wurde mitgeteilt, dass alle für sein Alter „unbedingt notwendigen Fähigkeiten“ (nach inhaltlichen Erwägungen ausgewählte Items mit pi = .90), soweit der ET 6-6 sie erfasse, bei Matthias im wesentlichen nachgewiesen werden konnten und uns nur auffiele, dass er noch keine „Seite umblättern“ (F12: pi = .90) könne. Auch die obligatorische Nachfrage, ob die Eltern noch „irgend etwas auf dem Herzen“ hätten, wurde verneint.
Somit ist Matthias ein Kind mit kognitiv eher unterdurchschnittlichen Leistungen aus der Population der unauffälligen Kinder! Solche Kinder gibt es zwangsläufig, es finden sich in jeder Population Kinder am unteren Rand der (z.B. kognitiven) Leistungsverteilung. Da offensichtlich keine Probleme bestehen, mithin keine klinische Fragestellung vorliegt, bedarf es bei diesem Ausmaß der kognitiven Leistungsabweichungen noch keiner Empfehlung! Die Handmotorik sollte jedoch abgeklärt werden.
Eine völlig andere Interpretation desselben Entwicklungsprofils wäre vorzunehmen, wenn beispielsweise einer Erzieherin in einer Kindertagesstätte auf psychologische Diagnostik gedrängt hätte, weil sie spezifische Verhaltensbesonderheiten von Matthias als problematisch bewertet hätte (Vermeidung spezieller altersgemäßer Tätigkeiten, z.B. Basteln; sozialer Rückzug), und wenn weiter bei der Anamnese folgende Informationen zum häuslichen Umfeld gewonnen würden:
Die Mutter klagt, dass sie im häuslichen landwirtschaftlichen Betrieb praktisch rund um die Uhr eingespannt sei, so gut wie keine Zeit für ihr einziges Kind Matthias hätte, ihn praktisch den ganzen Tag mit sich herumtrüge oder in ihrer Reichweite absetze, um wenigstens in seiner Nähe zu sein. Andere Betreuungspersonen gibt und gab es nicht, neuerdings besuche Matthias wenigstens stundenweise einen Kindergarten…
In diesem Fall sind zwei Umstände grundsätzlich verschieden von dem „realen Fall“ Mattias:

  • Es liegt überhaupt ein Problem vor, zu dem eine klinische Fragestellung formuliert werden kann!
  • Es gibt Hinweise, die eine Interpretation der Entwicklung der „Minderleistungen“ nahe legen.

In diesem konstruierten Fall wäre eine deprivationsbedingten Retardierung nahe liegend, und es könnten Empfehlungen für unterstützende Maßnahmen ausgesprochen werden.
Anhand dieses Beispiels wird deutlich, wie schwierig ein isoliertes Entwicklungsprofil vor dem Hintergrund der kindspezifischen Anforderungen seiner Umwelt entwicklungsbezogen zu bewerten sein kann.

Entwicklungsdiagnostik: Primäremotionen

Entwicklungsdiagnostik: visuomotorische Koordination

Entwicklugsdiagnostik: Explorationsverhalten

Entwicklungsdiagnostik: Handlungsstrategien

Entwicklungsdiagnostik: Ganzkörperkoordination

entwicklungsdiagnostik.de: Navigation

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Seitenanfang
 

 

 

EDButton2

EDButton2

update entwicklungsdiagnostik.de/et_6-6_entwicklungsprofil_matthias

EDButton2

© 2007 Thorsten Macha

EDButton2