Bayley III

 

 

 

 

 

 

Bayley Scales of Infant and Toddler Development III

Bayley III

Bayley III

Bayley III

entwicklungsdiagnostik.de

Bayley III

 

 


Sie befinden sich hier:
 


   entwicklungsdiagnostik.de > Testverfahren >
 

 

 

 

 

 

Entwicklungstests | Entwicklungsscreenings | Fremdbeurteilung | Sprache | Motorik | Intelligenz | Spezifische Tests

Bayley II | Bayley III | Entwicklungsgitter | ET 6-6 | GES | MFED 1 | MFED 2-3 | WET
 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Durchfuehrung ET 6-6

Bayley Scales of Infant and Toddler Development III

 

 

 

 

 

 

 

Bayley Scales of Infant and Toddler Development, Third Edition (Bayley III)

 

 

 

 

 

Testart: Allgemeiner Entwicklungstest (Testbatterie)

 

 

Autor(en): Bayley, N. (2006)

 

 

Verlag: San Antonio: Psychological Corporation

 

 

 

 

 

Erfassungsbereiche:

Test: Kognitive Entwicklung, Sprache (rezeptiv und expressiv), Motorik (Grobmotorik, Feinmotorik);
Fragebögen: Sozial-emotionale Entwicklung und Alltagsverhalten (Adaptive Behavior).

 

 

Ergebniswerte:

Für die Subskalen (z.B. Grobmotorik, rezeptive Sprache) werden standardisierte Werte (MW: 10; SD: 3) und Entwicklungsalter berechnet.
Für die Gesamtskalen (z.B. Motorik, Sprache) können standardisierte Werte (MW: 100 und SD: 15), Prozentränge und Konfidenzintervalle bestimmt werden.
Abschließend wird ein Entwicklungsprofil erstellt, bei Mehrfachuntersuchungen können Entwicklungsverläufe in skalenspezifischen Wachstumskurven (ähnlich den Somatogrammen im U-Heft) dokumentiert werden.

 

 

Altersbereich:

0;1 bis 3;6 J.

 

 

 

 

 

Dauer:

Durchführung: ca. 50-90 Min.

Auswertung: ca. 5-15 Min.

 

 

Standardisierung:

Material: voll

Durchführung: voll

 

 

Gütekriterien:

Objektivität: ja

Reliabilität: ja

 

 

 

Validität: ja

Normen: ja

 

 

Anmerkungen:

Der Bayley III ist bislang nur englischsprachig und mit US-amerikanischen Normen erhältlich. Es ist ein englischsprachiges Schulungsvideo mit ausgewählten Aufgaben erhältlich.

 

 

 

 

 

 

Konzeption

Das Verfahren steht in der Tradition der Skalen von Nancy Bayley (1933; 1936; 1969; 1993) und stellt eine Weiterentwicklung des Bayley II (1993) dar. Der Bayley III weist wie auch andere Entwicklungstests kein einheitliches Theoriegebäude auf, sondern stellt das zwischenzeitliche Derivat einer eklektischen theoretischen Entwicklung in Form eines Tests bereit. Bayley (1969) wies schon früh darauf hin, dass kindliche Entwicklung sich durch die Beschreibung etwa mentaler und motorischer Leistungen nur simplifizierend beschreiben lässt, sodass die Beschreibung der Ausbildung und Differenzierung umschriebener Leistungskomplexe immer im Kontext aktueller Erkenntnisse hinsichtlich ihrer klinischen Relevanz erfolgen sollte.
Die Inhalte der Testaufgaben, deren Präsentation sowie die Aufgaben-Abfolgen sind mit großer Sorgfalt an die spezifischen Erfordernisse der Testdurchführung in den verschiedenen Altersbereichen angepasst, die Durchführung erfordert jedoch sehr gute Kenntnisse des Tests und seiner Variationsmöglichkeiten und und stellt hohe Anforderungen an die Qualifikation des Untersuchers.
Es werden folgende Skalen überprüft:

  • Kognitive Skala (91 Aufgaben): umfasst Aspekte der Sensomotorik, Explorationsverhalten und Handhabung von Gegenständen, Objektbeziehungen, Begriffsbildung, Gedächtnis sowie weitere spezifische kognitive Leistungen.
  • Sprachskala (zusammen 97 Aufgaben): die Sprachskala wird durch die Unterskalen rezeptive Kommunikation und expressive Kommunikation repräsentiert und wurde gegenüber dem Bayley II bezüglich des Umfangs erweitert.
    • rezeptiv (49 Aufgaben): präverbale Leistungen, Entwicklung des Wortverständnisses (Identifikation von Gegenständen, Kleidungsstücken, Körperteilen auf Bildern und in natura), Satzverständnis (Befolgen kurzer Aufforderungen), Grammatikverständnis (z.B. Pronomen, Plural, Verneinungen, Komparation), Verständnis sprachlicher Kategorienbildung (z.B. Orange, Erdbeere werden als Obst identifiziert).
    • expressiv (48 Aufgaben): präverbale Leistungen (z.B. Lautproduktion, Bemühen um Aufmerksamkeit, Gesten), Wort-, Satz- und Grammatikentwicklung.
  • Motorische Skala (zusammen 138 Aufgaben): die Motorikskala wird durch die Unterskalen Feinmotorik und Grobmotorik repräsentiert und wurde gegenüber dem Bayley II zum Teil neu gegliedert und erweitert.
    • Feinmotorik (66 Aufgaben): Greifentwicklung, sensomotorische Integration (z.B. Augenbewegungen, Umblättern einer Buchseite), feinmotorische Handlungsplanung (z.B. Imitation von Handbewegungen), Geschwindigkeit (z.B. Fingertippen auf einer Stelle nach Zeit).
    • Grobmotorik: (72 Aufgaben): Motorik der Gliedmaßen und des Rumpfes, wie statische Haltungskontrolle (Kopfkontrolle, Sitzen, Stehen), Bewegungssteuerung (Kopfbewegungen, Drehung um die Körperlängsachse), Fortbewegung (Krabbeln, unterstütztes und freies Gehen), Balance (z.B. Treppen steigen, Schritte rückwärts und seitwärts, Balancieren), grobmotorische Handlungsplanung (Imitation von Körperposen).
  • Sozial-emotionale Entwicklung (Fragebogen): dieser Fragebogen lehnt sich an das Verfahren von Greenspan (2004) an und möchte sozial-emotionale Meilensteine erfassen, wie z.B. altersentsprechende emotionale Regulation, Interesse an Dingen und Geschehnissen, Kommunikationsbedürfnis, Beziehungen zu anderen Menschen, angemessener Einsatz von Emotionen in der Interaktion und bei der Lösung von Problemen.
  • Alltagsfertigkeiten (Adaptive Behavior): dieser Fragebogen leitet sich von dem Verfahren von Harrison und Oakland (2003) ab und ist in die Subskalen Kommunikation, Teilnahme an der Gesellschaft (Community Use: Interessen und Wahrnehmung von Möglichkeiten außerhalb der heimischen Umgebung), Vorsicht (Health and Safety: in Bezug auf Gesundheit und Unversehrtheit), Freizeitverhalten (Spielen, Regeln, Erholung) Selbständigkeit (Self-Care: Essen, Körperpflege), Eigenantrieb (Self-Direction: Dinge und Ziele verfolgen), funktionale vorakademische Leistungen (Functional Pre-Academics: Buchstaben, Zahlen, Formen), Heimische Integration (Home Living: im Haushalt helfen, auf Eigentum achten), Sozialer Bereich (Gestaltung der Interaktion mit anderen Menschen) sowie Motorischer Bereich (Fortbewegung und Agieren in der Umwelt) gegliedert. Für Kinder im ersten Lebensjahr wird eine verkürzte Version durchgeführt.

 

Aufgaben

Die Aufgabe des Bayley III sind eine variationsreiche Zusammenstellung kindlicher Leistungen und Fertigkeiten der ersten Lebensjahre. Die Testaufgaben wurden gegenüber dem Bayley II zu einem sehr großen Teil überarbeitet, neu geordnet und durch neue Items ergänzt, sodass Konfundierungen (z.B. durch motorische oder sprachliche Grundanforderungen bei den Aufgaben zur kognitiven Entwicklung) verringert wurden und die Durchführung insgesamt erleichtert wurde. Mit dem Bayley III ist somit ein neues Testverfahren entstanden, das deutliche Veränderungen zum Bayley II aufweist.
Die einzelnen Testaufgaben sind hinsichtlich der Körperposition des Kindes (z.B. Rückenlage, sitzend, stehend), des verwendeten Materials, der Anzahl gestatteter Versuche des Kindes, einer eventuellen Zeitbeschränkung standardisiert. Die Durchführung der Aufgaben und die Bewertung der Leistung sind präzise beschrieben, vielfach nehmen zusätzliche Anmerkungen auf Besonderheiten wie zum Beispiel Aspekte der Sicherheit (Schere) Bezug.
Einige der Aufgaben werde als Aufgabenserie durchgeführt (z.B. stapelt zwei/sechs/acht Klötze), die Aufgaben weisen aber deutlich unterschiedliche Schwierigkeiten und somit deutlich verschiedene Positionen in den Aufgabenkatalogen auf. In solchen Fällen wird im Durchführungsmanual explizit auf die zusammenhängenden Aufgaben verwiesen, was sowohl die Testökonomie als auch eine vollständige Protokollierung unterstützt.
Die Testaufgaben werden mit 0 (nicht gekonnt) oder 1 (gekonnt) bewertet, durch das konsequente Nichtvorhandensein von Teillösungen (z.B. 2 = teilweise gekonnt) wird die Auswertung erleichtert. Die Aufgaben der Fragebögen sind mehrkategoriell gestuft (sozial-emotional: 0 bis 5; Alltagsfertigkeiten: 0 bis 3).
Der umfangreiche Materialsatz aus zum Teil handelsüblichem Spielzeug sowie einigen speziellen Anfertigungen ist noch durch zusätzliches Zubehör wie Stoppuhr, Papier(taschen)tuch, Papier und Karton, Kinder(sicherheits)schere, kleine Münzen, kleine essbare Perlen (z.B. Liebesperlen), einige Fotokopien sowie eine dreistufige Treppe zu ergänzen.

 

Durchführung

Die Testaufgaben sind in Stufenleiterform angeordnet, die Einstiegsaufgaben leiten sich zunächst vom Alter des Kindes (17 Altersgruppen) ab. Sollte ein Kind jedoch bereits während der ersten drei Aufgaben innerhalb einer Skala eine Aufgabe nicht lösen können, ist der Testeinstieg in Anlehnung an ein geringeres Alter zu wählen, das heißt es wird zunächst auf der Stufenleiter zurückgegangen. Der Test innerhalb einer Skala wird nach fünf aufeinander folgenden Nichterfüllungen abgebrochen. Eine Alterskorrektur ist für die ersten zwei Lebensjahre (chronologisches Alter) vorgesehen. Eine Verhaltensbeobachtungs-Liste am Ende des Protokollbogens ergänzt die Dokumentation des Untersuchungsverlaufs.
Das Manual enthält ausführliche Hinweise (7 Seiten) zur Vorgehensweise in besonderen Untersuchungssituationen (etwa bei Kindern mit spezifischen Beeinträchtigungen), wodurch nützliche Hilfen gegeben sind.
Die Anforderungen an den Untersucher sind im Vergleich zu Testverfahren mit ähnlichem Gültigkeitsanspruch recht hoch, es müssen bei der Durchführung eine Vielzahl von Aspekten berücksichtigt werden, wodurch sich die Einarbeitung in den Bayley III aufwändig gestaltet und eine Schulung unbedingt empfehlenswert ist.
Die Durchführungsdauer ist alters- und Leistungsabhängig und erfordert zwischen ca. 50 Minuten (erstes Lebensjahr) und 90 Minuten (Vorschulalter).

 

Auswertung

Zur Ermittlung der skalenspezifischen Rohwerte werden die Anzahlen gelöster (einschließlich übersprungener) Aufgaben bestimmt, bei den Fragebögen werden die Punktwerte der mehrkategoriellen Antworten (0 bis 3 bzw. 0 bis 5) addiert. Die Rohwerte werden mithilfe von Normentabellen in Standardwerte und Prozentränge überführt und es wird ein Leistungsprofil erstellt. Zusätzlich können anhand kritischer Differenzen zwischen den Skalenergebnissen signifikante Leistungsdiskrepanzen identifiziert werden.
Für die Auswertung sind etwa zehn Minuten zu veranschlagen.

 

Interpretation

Die Verwendung standardisierter Skalen wirkt auf die Interpretationsobjektivität hin. Der Begriff Entwicklungsverzögerung wird in den Manualen (Bayley, 2006b, 2006c) mehrfach aufgegriffen und diskutiert.

 

Normierung

Das Verfahren wurde 2004 in den USA normiert, die Stichprobe wurde anhand ausgewählter soziodemografischer Variablen in Anlehnung an die Bevölkerungsstruktur der USA stratifiziert. Für die Normierung der Fragebögen wurde auf die ursprünglichen Normdaten dieser Verfahren (Greenspan, 2004; Harrison & Oakland, 2003) zurückgegriffen. In die Normierung der zu testenden Skalen gingen die Daten von 1700 Kindern ein (17 Altersgruppen je 100 Kinder), der Fragebogen zu sozial-emotionalen Entwicklung wurde anhand von 456 Kindern normiert, die Adaptive Behavior Scale anhand von 900 Kindern (Altersbereich 0 bis 41 Monate).

 

Gütekriterien

Durchführung, Auswertung und Interpretation erfolgen in hohem Maße objektiv.
Die Reliabilität ist anhand von Konsistenzmaßen für die Normierungsstichprobe dokumentiert, die inneren Konsistenzen bewegen sich je nach Alter zwischen .71 und .98, im Durchschnitt jedoch um etwa .90. Zusätzlich werden Konsistenzen auf der Grundlage eine heterogenen klinischen Stichprobe referiert (N = 668), die im Durchschnitt noch etwas höher ausfallen. Die Konsistenzen der Fragebogenskalen sind nur wenig geringer.
Für alle Skalen und Altersgruppen sind Standardmessfehler und Konfidenzintervalle angegeben.
Die Retest-Reliabilitäten fallen je nach Alter und Skala mit Werten zwischen .70 und .94 erwartungskonform aus, für die Adaptive Behavior Scales werde zusätzlich Interrater-Reliabilitäten (0 bis 71 [!] Monate; N=56; Rater: beide Eltern) referiert, die je nach Skala mit Werten zwischen .59 und .86 ebenfalls erwartungskonform ausfallen.
Das Verfahren ist unter Berücksichtigung des in der allgemeinen Entwicklungsdiagnostik üblichen, wenig theoriegeleiteten und eklektischen Vorgehens inhaltlich valide. Die tendenziell geringen Skaleninterkorrelationen dokumentieren die Eigenständigkeit der Skalen, Faktorenanalysen stützen die Skalenstruktur. Zusätzlich werden auf 30 Seiten Studien zur Validierung (Außenkriterien, klinische Gruppen) referiert, die insgesamt den positiven Eindruck des Verfahrens stützen.

 

Kritik

Der Bayley III setzt Maßstäbe in der allgemeinen Entwicklungsdiagnostik. Dies bezieht sich ebenso auf sein Aufgabenvolumen wie auf die zufrieden stellende empirische Basis. Der Test wird seit nun über 70 Jahren in den USA weit verbreitet angewendet und kontinuierlich weiterentwickelt, daher kann er, anders als Neukonstruktionen, aus einem reichen Erfahrungsschatz schöpfen. Dabei sind es weniger die quantitativen Aspekte der Gütekriterien, als vielmehr die Vollständigkeit und der Umfang referierter empirischer Bezugspunkte, die bei entsprechendem Studium ein gutes Gespür für die Aussagebereiche des Verfahrens vermitteln können.
Mehr noch als andere Verfahren erfordert der Bayley III jedoch hochprofessionelle Untersucher, eine Einarbeitung im Selbststudium kann ausdrücklich nicht empfohlen werden. Neben der eigentlichen Testdurchführung legt das Handuch auf besonderen Wert auf umsichtige Interpretationen unter Berücksichtigung spezifischer kindlicher Merkmale im Zusammenhang mit dem jeweiligen diagnostischen Kontext und der diagnostischen Fragestellung.
Die bislang ausschließlich US-amerikanische Normierung schränkt die Verwendbarkeit im deutsche Sprachraum zusätzlich etwas ein, so ist zum Beispiel aus der Intelligenzdiagnostik bekannt, das deutsche Kinder je nach Alter und verwendeten Testverfahren etwa 2 bis 5 IQ-Punkte bessere Testleistungen zeigen als US-amerikanische Kinder (s. z.B. Wechsler, 2003a und Petermann & Petermann, 2007). Aufgrund der bislang lediglich englischsprachig vorgenommenen Standardisierung sind Aufgaben mit sprachlichem Hintergrund (z.B. verbal zu formulierende Testinstruktionen, verbale Leistungen des Kindes) für deutschsprachige Kinder aufgrund sprachbedingter Verzerrungen nur eingeschränkt aussagekräftig.
Insgesamt ist es jedoch mit dem Bayley III gelungen, bekannten Kritikpunkten am Bayley II entgegen zu wirken und das Verfahren spürbar zu verbessern.

 

Weiterführende Literatur

Entwicklungsdiagnostik: Primäremotionen

Entwicklungsdiagnostik: visuomotorische Koordination

Entwicklugsdiagnostik: Explorationsverhalten

Entwicklungsdiagnostik: Handlungsstrategien

Entwicklungsdiagnostik: Ganzkörperkoordination

entwicklungsdiagnostik.de: Navigation

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Seitenanfang
 

 

 

Bayley III

Bayley III

update entwicklungsdiagnostik.de/entwicklungsgitter

Bayley III

(c) 2009 Thorsten Macha

Bayley III