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Einige Verfahren ziehen zur Ermittlung des Entwicklungsstandes ausschließlich Fremdbeurteilungen (Eltern-, Erzieher- oder Lehreraussagen) heran. Die empirische Befundlage zur Zuverlässigkeit solcher Fremdeinschätzungen (s. auch hier) ist dabei uneinheitlich, die Gültigkeit der Aussagen ist im spezifischen Fall abhängig von besonders folgenden Aspekten:
Können die aussagenden Personen zuverlässige Angaben machen? Hierzu ist insbesondere bei Eltern häufig folgendes zu berücksichtigen:
- ausreichende Lesefertigkeiten,
- ausreichende (deutsche) Sprachfertigkeiten,
- in der Vergangenheit ausreichend Gelegenheit und Interesse, das Kind zu beobachten sowie
- ein hinreichendes intellektuelles Niveau der aussagenden Person für eine zutreffende Beschreibung.
Wollen die aussagenden Personen zuverlässige Angaben machen? Motivationale Verzerrungen können zum Beispiel resultieren aus:
- der persönlichen Überzeugung einer auskunftgebenden Person, selbst bereits eine (die “richtige”) Diagnose formulieren zu können, so dass das Kind entsprechend in Richtung der eigenen Überzeugung dargestellt wird (z.B. um vom Kinderarzt ein Rezept zu erhalten);
- emotionalen Ursachen wie dem Empfinden von Scham oder Schuld, vielfach verbunden mit dem Empfinden von Unzulänglichkeit, wodurch vielfach Dinge “verschwiegen” werden; andererseits können durch Überschätzen des Kindes vorhandene Probleme verklärt werden.
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