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Entwicklungstest

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A

Absencen. Nichtkonvulsive Anfälle (Epilepsie) mit sekundenlang anhaltendem Bewusstseinsverlust. Absencen werden von der Umwelt häufig als Unaufmerksamkeit (Träumen) interpretiert.

Adoleszenz. s. Jugendalter.

Agnosie. Störung des Erkennens oder der Bedeutungserfassung in einem Sinnesbereich trotz intakter Wahrnehmung. Es können zum Beispiel Einzelheiten gesehen und benannt werden, aber nicht zu einem Ganzen (etwa einem Gesicht) zusammengesetzt werden.

Agyrie. Das vollständige oder nahezu vollständige Fehlen der Faltung des Großhirns in Windungen (~Gyri). Geht beim Menschen mit schweren Behinderungen einher (vgl. Mikrogyrie, Makrogyrie).

Akkomodation. In der Entwicklungspsychologie Piagets Anpassung von bestehenden kognitiven Schemata an neue Wahrnehmungen und Objekte. Wenn neue Erfahrungen nicht mehr in bestehende kognitive Schemata integriert werden können, müssen zur Herstellung von Widerspruchsfreiheit und Stimmigkeit die Schemata angepasst werden. Neben der Assimilation einer der zentralen Prozesse der Äquilibration.

Akzeleration. Beschleunigung. Im Zusammenhang mit der Entwicklungsdiagnostik kennzeichnet eine akzelerierte Entwicklung eine beschleunigte Entwicklung, das heißt ein Kind zeigt bereits Leistungen oder Verhaltensweisen, die im Durchschnitt erst zu einem späteren Lebensalterszeitpunkt zu erwarten wären.

Alalie. Völliges oder nahezu völliges Ausbleiben der expressiven Sprachentwicklung mit dem Unvermögen, artikuliert zu sprechen.

Alexie. Vollständiges Unvermögen zu lesen (vgl. Dyslexie).

Alkoholembryopathie (Alkoholsyndrom, fetales). Erkrankung (Embryopathie) infolge mütterlichen Alkoholkonsums mit charakteristischem äußeren Erscheinungsbild, vielfach Mikrozephalie und Verzögerungen der intellektuellen Entwicklung (Prävalenz: ca. 1:300 bis 1:500).

Alkoholsyndrom, fetales (FAS). s. Alkoholembryopathie.

Allgemeiner Entwicklungstest. Bezeichnung für einen Breitband-Entwicklungstest, der ein Entwicklungsprofil über ein großes Leistungsspektrum anstrebt. Solche Verfahren finden zumeist Anwendung in der Eingangsdiagnostik.

Alterskorrektur. Maßnahme in der Testpsychologie der ersten Lebensjahre, um durch den Reifungsrückstand frühgeborener Kinder bedingte Minderleistungen nicht unfairerweise als Entwicklungsdefizite zu beurteilen. Je jünger ein Kind ist, desto stärker kommt sein frühgeburtlich bedingter Reifungsrückstand zum tragen, deshalb wird in den ersten zwei Lebensjahren (und zum Teil bis zur Einschulung) eine Alterskorrektur empfohlen. Als Faustregel gilt: bei frühgeborenen Kindern wird das Geburtsalter um den Zeitraum der Frühgeburtlichkeit (Annahme: normale Schwangerschaftsdauer ~ 40 Wochen) nach unten korrigiert. Zum Beispiel ein Kind, das nach der vollendeten 32. Schwangerschaftswoche (SSW) geboren wurde, ist zum Zeitpunkt seines zweiten Geburtstages 2 Jahre alt (Geburtsalter), weist aber ein korrigiertes Alter (Gestationsalter) von etwa einem Jahr und 10 Monaten auf. Die Alterskorrektur eines Kindes kann bei der Verwendung von Tests dazu führen, dass eine andere (Alters-) Testversion durchgeführt werden muss oder dass andere (Alters-) Normentabellen zu verwenden sind.

Ammensprache. Charakteristisches Sprachbild gegenüber Säuglingen mit übersteigerter Stimmlage, Artikulation, Satzmelodie und Mimik. Unterstützt den Spracherwerb des Säuglings.

Anamnese. Erhebung der Vorgeschichte und der Entwicklung einer Erkrankung durch den Untersucher.

Anenzephalie. Fehlbildung, bei der große Teile des Gehirns fehlen. Die Schädigung entsteht in den ersten Wochen der Schwangerschaft, die Lebenserwartung ist sehr gering.

Anlage-Umwelt-Debatte. Bezeichnung für die historische Auseinandersetzung über den Einfluss von Genen (Reifung) und Umwelteinflüssen bei der Entwicklung des Menschen. Während lange Zeit polarisierend (Anlage oder Umwelt?) diskutiert wurde, hat sich mittlerweile eine interaktionistische Sichtweise etabliert (Anlage und Umwelt!).

Anosognosie. Nichterkennen einer Krankheit (z.B. einer Lähmung) durch die erkrankte Person. Sie verhält sich so, als existiere die Krankheit nicht.

APGAR-Index. Bei Neugeborenen erhobener Parameter zur Einschätzung der Vitalfunktionen. Die Einführung dieses Indexes in der Neonatologie geht zurück auf V. Apgar, die Buchstaben bilden aber auch eine Eselsbrücke für Atmung, Puls, Grundtonus, Aussehen und Reflexe. Jeder dieser Aspekte wird üblicherweise eine, fünf und zehn Minuten nach der Geburt mit 0, 1 oder 2 Punkten bewertet, ein APGAR-Wert von 10 deutet auf einen optimalen Status, sollte nach 10 Minuten ein APGAR-Wert unterhalb von 8 vorliegen, ist dies als kritisch zu bewerten.

Aphasie. Bezeichnung für zentralnervös bedingte, erworbene Sprachstörungen, bei denen in verschiedener Weise das Sprachverständnis oder der Sprachausdruck, die Wortfindung oder auch die Gestensprache beeinträchtigt sein können. Vielfach wird in Anlehnung an den Schädigungsort klassifiziert, etwa bei der Broca- oder Wernicke-Aphasie. Aphasie (griech.) bedeutet streng genommen Sprachlosigkeit, was aber auf die meisten Apasiker nicht zutrifft, somit wäre dann richtiger von Dysphasie zu sprechen.

Apnoe. Atemstillstand, beispielsweise als Komplikation nach der Geburt.

Apoptose. Physiologischer Prozess der Selbstelimination von für den Körper gefährlichen oder unbrauchbare Zellen. In der Embryonalentwicklung reguliert die Apoptose die grundsätzlich stattfindende zahlenmäßige Überproduktion von Nervenzellen im Zentralnervensystem und wirkt somit auf die Stabilisierung tatsächlich funktionaler Strukturen hin.

Apraxie. Störung bei der Planung motorischer Handlungen.

Äquifinalität. Modellannahme, nach der verschiedene Ausgangsbedingungen (z.B. Risikokonstellationen) im Entwicklungsverlauf zu ähnlichen Entwicklungsausgängen (z.B. einer bestimmten psychischen Störung) führen können (vgl. Multifinalität).

Äquilibration. In der Entwicklungspsychologie Piagets Prinzip, wonach auf der Ebene kognitiver Prozesse Widerspruchslosigkeit und ein harmonisches Gleichgewicht angestrebt werden. Zentrale Prozesse sind dabei die Assimilation und Akkomodation.

Arithmetisches Mittel. s. Mittelwert.

Asphyxie. Zustand der Kreislaufschwäche bzw. des Kreislaufstillstands mit einhergehender Atemschwäche oder Atemstillstand.

Assimilation. Einordnung von Wahrnehmungen und Objekten an bestehende kognitive Schemata. Neben der Akkomodation einer der zentralen Prozesse der Äquilibration in der Entwicklungspsychologie Piagets.

Assoziierte Bewegung. s. Bewegung, assoziierte.

Ätiologie. Lehre von der Entstehung von Krankheiten.

Aufgabenschwierigkeit. s. Itemschwierigkeit.

Augenscheinvalidität. s. Validität, inhaltliche.

Außenkriterium. Bei der Validitätsprüfung eines Tests stellen Außenkriterien eine inhaltliche Vergleichsgröße zur Verfügung (z.B. einen ähnlichen Test oder die Einschätzung von Eltern oder Lehrern), anhand derer ein statistischer Zusammenhang getestet werden kann. Damit kann man angeben, inwieweit Tests Ähnliches oder Verschiedenes erfassen (s.a. Kriteriumsvalidät).

Auswertungsobjektivität. Bezeichnet das Maß, wie stark die Auswertung eines Tests vom Anwender beeinflusst wird. Die Auswertungsobjektivität lässt sich durch eindeutige, regelgeleitete Auswertungsroutinen (Standardisierung) herstellen (vgl. Testleitereffekt).

Autoritativer Erziehungsstil. Dieser Erziehungsstil ist durch emotionale Wärme, angemessene Beaufsichtigung und Lenkung sowie Interesse an den Aktivitäten des Kindes gekennzeichnet. Hieraus erwachsen für das Kind günstige Bedingungen für ein positives Selbstwertgefühl, die Ausbildung prosozialer Verhaltensweisen und die Entwicklung angemessener Problemlösestrategien (vgl. inkonsistente Erziehung).

 

B

Bandbreiten-Fidelitäts-Dilemma. Problem in der Diagnostik und in der Testkonstruktion, dass bei bestehenden Ressourcen (z.B. Zeit) eine Abwägung getroffen werden muss, ob wenige Variablen sehr präzise oder ob viele Variablen eher überblicksartig erfasst werden sollen. Dieses Dilemma kann bei Tests Einfluss auf die Reliabilität nehmen, insbesondere auf die innere Konsistenz: So weisen beispielsweise die Merkmalsbereiche von Inventaren eine geringere innere Konsistenz auf als die Skalen einer Testbatterie.

Beobachterübereinstimmung. Hierdurch wird ausgedrückt, ob verschiedene Beobachter zu dem gleichen Ergebnis kommen. Die Beobachterübereinstimmung wird üblicherweise ausgedrückt durch ein statistisches Zusammenhangsmaß (z.B. Korrelationskoeffizienten), wobei Werte im Bereich zwischen 0.8 und 1 als hohe Übereinstimmung gelten (s.a. Interrater-Reliabilität, Intrarater-Reliabilität).

Beurteilungsfehler. In der Testpsychologie systematisch verzerrende Tendenzen durch den Untersucher (z.B. Halo-Effekt, Härtefehler, Mildefehler, Reihenfolge-Effekte, Rosenthal-Effekt) oder durch die untersuchte Person (z.B. soziale Erwünschtheit, zentrale Tendenz) ausgehend.

Bewegung, assoziierte. Mitbewegung, die nicht dem Bewegungszweck dient, etwa des anderen Arms oder der Zunge. Bei Kindern sind assoziierte Bewegungen innerhalb gewisser Grenzen aufgrund der noch nicht abgeschlossenen Differenzierung von Funktionen normal, sie treten aber außerdem häufig infolge zerebraler Schädigungen auf.

Bindungsverhalten. Verhaltensweisen, mit denen man die Qualität der emotionalen Eltern-Kind-Beziehung beschreiben kann. Studien, die das Verhalten von Kindern in Situationen untersuchen, in denen diese vorübergehend von einem Elternteil getrennt wurden, unterscheiden zwischen sicherem, unsicher-vermeidendem, ambivalent-unsicherem und desorganisiertem Bindungsverhalten.

biopsychosozial. Dieser Begriff kennzeichnet das Zusammenwirken von biologischen, individuell psychischen und sozial verankerten Faktoren, zum Beispiel bei der Beschreibung und Erklärung von Entwicklungsphänomenen.

Bodeneffekt. (auch Floor-Effekt). Ein Phänomen in der Testpsychologie, wenn etwa ein Leistungstest so konstruiert wurde, dass er die Testleistung einer Person ab einer gewissen unteren Grenze nicht mehr zuverlässig messen kann. Für viele Personen mit eher geringen Testleistungen (z.B. Intelligenz) ist der Test “zu schwierig”, die Personen können keine oder kaum eine Aufgabe lösen, wodurch der Test allen diesen Personen einen Testwert (z.B. Intelligenzquotienten) zuordnet, der das tatsächliche Leistungsvermögen nicht mehr adäquat widerspiegelt (s.a. Deckeneffekt).

Breitbanddiagnostik. Strategie, mit der ein breites Spektrum von Merkmalen (z.B. Leistungen, Eigenschaften) erfasst werden sollen. Dabei steht für jeden der überprüften Bereiche der Screening-Gedanke im Vordergrund. Solche Verfahren dienen häufig der Eingangsdiagnostik (orientierende Diagnostik).

 

C

Ceiling-Effekt. s. Deckeneffekt.

Cronbachs Alpha. Häufigstes Maß zur Beschreibung der inneren Konsistenz einer Skala.

C-Skala (Centil-Skala). Transformation gemessener Werte auf einen standardisierten Wertebereich (vgl. Argumentieren mit Standardwerten) mit einem Mittelwert von 5 und einer Standardabweichung von 2.

Cut-off-Wert. Grenzwert in einem Testverfahren (zumeist Screening-Verfahren), der eine einfache Unterscheidung und somit Interpretation eines Ergebniswerts ermöglicht (z.B. unauffällig vs. auffällig).

 

D

Dacheffekt. s. Deckeneffekt.

Deckeneffekt. (auch Dacheffekt, Ceiling-Effekt). Ein Phänomen in der Testpsychologie, wenn etwa ein Leistungstest so konstruiert wurde, dass er die Testleistung einer Person ab einer gewissen oberen Grenze nicht mehr zuverlässig messen kann. Für Personen mit hohen Testleistungen (z.B. Intelligenz) ist der Test “zu leicht”, wodurch diese Personen zum Beispiel alle oder fast alle Testaufgaben lösen können und der Test diesen Personen einen Testwert (z.B. Intelligenzquotienten) zuordnet, der das tatsächliche Leistungsvermögen nicht mehr adäquat widerspiegelt, sondern tendenziell unterschätzt (s.a. Bodeneffekt).

Deprivation. Im Zusammenhang mit kindlicher Entwicklung: das Fehlen notwendiger Umweltbedingungen (z.B. Anregungen, Behütetsein, ausreichende Ernährung) für eine normale Entwicklung.

Determination. Festlegung. In der Entwicklungsdiagnostik herrschte lange Zeit die Überzeugung, dass Entwicklungsverläufe genetisch determiniert und seien und somit innerhalb starrer Grenzen verlaufen müssten. Dies wich der Auffassung, dass die Gene zwar einen Rahmen möglicher Entwicklung vorgeben (prädisponieren), der individuelle Entwicklungsverlauf aber erheblich durch Umwelteinflüsse (z.B. Lernerfahrungen) bedingt ist (s.a. Anlage-Umwelt-Debatte). Somit kann Entwicklung nach heutiger Ansicht deutlich stärker beeinflusst, zum Beispiel korrigiert werden.

Diadochokinese. Die Fähigkeit zu raschen, aufeinander folgenden, gegensinnigen Bewegungen, etwa von schnell wechselnder Pronation und Supination oder auch raschen Auf- und Abbewegungen der Hand bzw. des Unterarms.

Diagnostischer Prozess. Das systematische Sammeln und Aufarbeiten von Informationen, um damit Entscheidungen zu begründen und daraus praktisches Handeln (z.B. Förderung, Therapie) abzuleiten.

Differenzialdiagnostik. Genaue Abklärung und Unterscheidung hisichtlich einander ähnlicher Störungen und Krankheitsbilder.

Differenzierungsfähigkeit. Es wird das Ausmaß beschrieben, inwieweit ein Test Merkmals- oder Leistungsunterschiede auch messgenau und zuverlässig abbilden. Differenzierungsfähigkeit eines Tests kann für verschiedene Leistungsbereiche beträchtlich variieren, so ist es möglich, dass im Durchschnittsbereich geringe Leistungsunterschiede abgebildet werden können, während im unterdurchschnittlichen Bereich nur noch deutliche Leistungsdifferenzen unterschieden werden können (s.a. Bodeneffekt). Die Differenzierungsfähigkeit eines klinischen Tests kann aber auch in Abhängigkeit der untersuchten klinischen Stichprobe variieren, so kann ein Verfahren in der Lage sein, die Unterschiede in den Intelligenzleistungen von Kindern mit Down-Syndrom gut zu differenzieren, während dies bei autistischen Kindern kaum gelingt.

Diskriminante Validität. s. Validität, diskriminante.

Down-Syndrom (Trisomie 21, veraltet: Mongolismus). Erkrankung, die auf ein überzähliges Chromosom 21 zurückzuführen ist und die mit charakteristischen körperlichen Merkmalen und Fehlbildungen sowie intellektuellen Entwicklungsrückständen einhergeht (Prävalenz ca. 1:1500 bis 1:1800).

Durchführungsobjektivität. Bezeichnet das Ausmaß, in dem die Durchführung eines Tests unabhängig vom Testanwender erfolgt. Die Durchführungsobjektivität kann besonders durch die Standardisierung der Testdurchführung (Materialien, Instruktionen, Setting) erhöht werden.

Dysfunktion, minimale cerebrale (MCD; auch minimal brain damage (MBD), minimale Hirnschädigung, frühkindlicher Hirnschaden). Störungskonzept, das für umschriebene Beeinträchtigungen von organischen Ursachen ausgeht, jedoch ohne dass ein Nachweis einer organischen Ursache gelingt. Unter der Diagnose MCD wurden als Sammelkategorie besonders in den 1960er bis 1980er Jahren eine Vielzahl unspezifischer Leistungs- und Verhaltensauffälligkeiten zusammengefasst, ohne dass damit ein Ansatz zu differenzierter Beschreibung oder gar Therapie möglich gewesen wäre. Deshalb geriet das MCD-Konzept auch in die Kritik (s. Schmidt, 1992) und ist heute nur noch wenig verbreitet, stattdessen hat das Teilleistungskonzept an Bedeutung gewonnen.

Dysgrammatismus. Störung beim Erwerb und Gebrauch der Grammatik, zum Beispiel bei der Wortbildung (Pluralbildung, Flexionen) oder Satzbildung (Satzstellung).

Dyskalkulie. Rechenstörung.

Dyslalie. Störung der Aussprache.

Dyslexie. Gestörte Fähigkeit des Lesens und Verstehens von Wörtern und Texten (vgl. Alexie).

Dysphasie. Zentralnervös bedingte, verminderte Sprechfähigkeit (vgl. Aphasie).

 

E

Eichstichprobe (auch Normenstichprobe). Personen, auf dessen Grundlage der Vergleichsmaßstab (Bewertungsmaßstab) eines normierten Tests zurückgeht.

Emissionen, otoakustische (OAE). Methode zur Früherkennung von Hörstörungen, die bereits im Säuglingsalter durchgeführt werden kann. Es wir die elektrische Reaktion des Innenohrs auf Hörreize gemessen.

Embryo. Stadium der Entwicklung im Mutterleib von der befruchteten Eizelle bis zur Ausbildung der inneren Organe in der neunten Schwangerschaftswoche (vgl. Fetus).

Embryopathien. Erkrankungen oder Fehlbildungen mit Ursachen in der Embryonalzeit (s. Alkoholembryopathie, Rötelnembryopathie).

Empirische Verteilung. s. Verteilung, empirische.

Entwicklungsabweichung. Dieser zunächst unspezifische Begriff drückt aus, dass Entwicklungsverläufe im zeitlichen Verlauf kontinuierlich zunehmend von einem Spektrum normaler Entwicklung abweichen können. Teilweise nehmen Entwicklungsabweichungen Bezug auf definierte Entwicklungspfade, über die Zeit zunehmend prägnantere, typische Muster von Anforderungen, Leistungen und Verhaltensweisen.

Entwicklungsalter. Ergebniswert eines Entwicklungstests, der ausdrückt, dass ein Kind unabhängig von seinem tatsächlichen Lebensalter Testleistungen zeigt, die den durchschnittlichen Leistungen von Kindern des ermittelten Entwicklungsalters entsprechen. Entwicklungsalter stellen grobe Vereinfachungen dar, da sie in aller Regel an universellen (für alle Kinder als normal postulierten) Entwicklungsverläufen orientiert sind, ohne die beträchtliche Variabilität normaler Entwicklung angemessen zu berücksichtigen. Entwicklungsalter sind auch Nichtexperten gut kommunizierbar, da sie sehr anschaulich erscheinen. Zusätzlich zu den bereits beschriebenen Problemen suggerieren Entwicklungsalter das Vorliegen einer bloßen Entwicklungsverzögerung (Verlangsamung des Entwicklungstempos), ohne auf zusätzliche qualitative Aspekte des Zustandekommens von Testleistungen einzugehen: ein Kind im Alter von sechs Jahren, das aufgrund von Beeinträchtigungen die Testleistungen eines durchschnittlichen vierjährigen Kindes zeigt, erbringt diese höchstwahrscheinlich auf eine andere Art und Weise, also auf verschiedenartigen neurofunktionalen Grundlagen.

Entwicklungsdiagnostik. Eine bestimmte Form der Leistungsdiagnostik, mit deren Hilfe Entwicklungsverläufe spezifiziert werden. Mit solchen verlaufsbezogenen Aussagen kann man Fördermaßnahmen begründen.

Entwicklungsneuropsychologie. Neuropsychologische Sichtweise, mit der die menschliche Entwicklung über die Lebensspanne beschrieben werden kann.

Entwicklungspfad. Auf empirischen Befunden basierende Aussagen über prototypische Entwicklungsverläufe, zum Beispiel charakteristische Verläufe in der Entwicklung psychischer Störungen.

Entwicklungsprofil. Darstellungsform entwicklungsbezogener Leistungen. Entwicklungsprofile stellen zumeist die Ergebniszusammenfassung allgemeiner Entwicklungstests dar und bilden dabei motorische, kognitive und sozial-emotionale Aspekte so ab, dass Stärken und Schwächen erkennbar werden.

Entwicklungsprognose. Aussagen über wahrscheinliche zukünftige Verläufe aufgrund bisheriger Entwicklungsergebnisse sowie der Kenntnis über bedingende Faktoren.

Entwicklungspsychopathologie. Interdisziplinärer Ansatz, der die normale und abweichende Entwicklung gegenüberstellt. Die Entwicklungspsychopathologie greift dabei die Ansätze und Perspektiven zum Beispiel der Pädiatrie, Neurowissenschaften, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Entwicklungspsychologie, Sozialpsychologie und Epidemiologie auf und versucht, psychische Störungen zu erklären und ihnen entgegenzuwirken.

Entwicklungsquotient (EQ). Drückt den Entwicklungsstand eines Kindes aus, es sind jedoch ein klassischer Entwicklungsquotient und ein Standard-Entwicklungsquotient zu unterscheiden. Ein klassischer Entwicklungsquotient setzt den Leistungsstand (Entwicklungsalter; EA) zum Lebensalter (LA) in Beziehung: EQ=EA/LA*100. Ein klassischer Entwicklungsquotient unter 100 markiert somit einen Entwicklungsrückstand, über 100 liegt eine beschleunigte Entwicklung vor. Beim Standard-Entwicklungsquotienten wird der Mittelwert im Allgemeinen mit 100 festgelegt und die Abweichung von einer Standardabweichung durch 15 Punkten angegeben (vgl. Argumentieren mit Standardwerten).

Entwicklungsstörung. Im engeren Sinn die im ICD-10 Kapitel V (F) unter F8 beschriebenen psychischen Störungen mit den gemeinsamen Merkmalen (1) Beginn in der Kindheit, (2) enger Reifungsbezug und (3) stetiger Verlauf. Hierzu gehören insbesondere Sprech- und Sprachstörungen, Störungen schulischer Fertigkeiten (Lesen, Rechtschreiben, Rechnen), motorische Störungen sowie die tiefgreifenden Entwicklungsstörungen (autistischer Formenkreis). Der Begriff Entwicklungsstörungen wird häufig auch unspezifisch für jede Form von Entwicklungsauffälligkeit verwendet.

Entwicklungstest. Leistungstest, mit dem neben dem augenblicklichen Leistungsstatus auch entwicklungsbezogene Aussagen formuliert werden können.

Entwicklungsverlauf, U-förmiger. Entwicklungsverlauf, der zunächst durch (Leistungs-) Zunahme gekennzeichnet ist, worauf eine vorübergehende Episode des Rückgangs folgt, bevor die Leistungen wieder zunehmen und dann das ursprüngliche Maximalniveau wieder erreichen und übersteigen. Solchen Entwicklungsverläufen liegen vermutlich funktionale Umorganisationsprozesse zugrunde, d.h. die gleiche Leistung wird in verschiedenen Entwicklungsphasen auf verschiedene Art und Weise erbracht, wobei die vorübergehende Leistungseinbuße für einen qualitativen Fortschritt in Kauf genommen wird (vgl. Regression, transitorische).

Entwicklungsverzögerung. Annahme verlangsamter Entwicklung, die jedoch häufig wesentliche qualitative Aspekte unberücksichtigt lässt (vgl. Entwicklungsalter).

Epidemiologie. Lehre vom Auftauchen und der Verbreitung von Erkrankungen.

Epigenetik. Zweig der Biologie, der die Art und Weise der Aktivierung von DNA-Sequenzen (Genen) beschreibt. Die Epigenetik stützt biopsychosoziale Entwicklungsmodelle, wonach spezifische Aspekte des Genotyps erst in der Auseinandersetzung mit der Umwelt aktiviert und in der Entwicklung phänotypisch wirksam werden.

Epilepsie. Wiederkehrend auftretende, zumeist krampfartige Anfälle, ausgelöst durch vermehrte elektrische Entladungen des Gehirns (s.a. Absencen).

Erfahrungsabhängige Prozesse. Grundlage solcher neuronaler Veränderungen (Organisation und Stabilisierung synaptischer Systeme) in der Entwicklung, die abhängig sind von äußeren Faktoren.

Erfahrungserwartende Prozesse. Synapsenüberproduktion in der Erwartung einer kritischen Phase (sensiblen Phase) in der neuronalen Entwicklung.

Evidenzbasierte Medizin (EbM, evidence-based medicine). “Gewissenhafter, ausdrücklicher und vernünftiger Gebrauch der gegenwärtig besten externen, wissenschaftlichen Evidenz für Entscheidungen in der medizinischen Versorgung individueller Patienten. Die Praxis der EbM bedeutet die Integration individueller klinischer Expertise mit der best verfügbaren externen Evidenz aus systematischer Forschung” (Sackett, Rosenberg, Gray, Haynes & Richardson, 1996).

Exekutive Funktionen. Bezeichnung für die höheren Hirnfunktionen des Menschen, die an der Verhaltenssteuerung (z.B. Planen, Denken, Verhaltensmodulation, Impulskontrolle) beteiligt sind.

 

F

Faktorenanalyse. Zusammenfassende Bezeichnung für eine Gruppe statistischer Analyseverfahren, mit deren Hilfe eine Datenbasis (z.B. die Testergebnisse verschiedener Personen) auf übergeordnete Hintergrundmerkmale (z.B. Gemeinsamkeiten zwischen verschiedenen Testaufgaben) untersucht wird. Die Faktorenanalyse spürt statistische Zusammenhänge (Bündelungen) auf und stellt sie in einem Faktorenmuster (Faktorenstruktur) dar, das inhaltlich interpretiert werden kann. Mit Faktorenanalysen lassen sich häufig Aussagen zur Konstruktvalidierung eines Tests machen.

Faktorenstruktur. Unter vorher spezifizierten Vorgaben ermitteltes Ergebnismuster einer Faktorenanalyse. Die Faktorenstruktur liefert zunächst lediglich eine Beschreibungen über Art und Ausmaß von statistischen Zusammenhängen zwischen verschiedenen Befunden, die dann unter Kenntnis inhaltlicher Aspekte interpretiert werden. So könnte zum Beispiel die faktorenanalytische Betrachtung eines allgemeinen Intelligenztests eine Faktorenstruktur liefern, bei der die einzelnen Faktoren das Vorliegen eines (1) globalen Intelligenzanteils, eines (2) sprachabhängigen Intelligenzanteils, eines (3) Aufmerksamkeitsanteils sowie eines (4) visuell-analytischen Leistungsanteils nahe legen.

Fetus (auch Fötus). Stadium der Entwicklung ab der Ausbildung der inneren Organe in der neunten Schwangerschaftswoche bis zur Geburt (vgl. Embryo).

Floor-Effekt. s. Bodeneffekt.

Flynn-Effekt. Bezeichnung für die Beobachtung, dass in den meisten Nationen über mehrere Jahrzente hinweg ein Anstieg der Intelligenzleistungen um etwa drei bis fünf IQ-Punkte (s. Intelligenzquotient) je Dekade zu verzeichnen war bzw. ist (Flynn, 1987). Die Erklärung des Flynn-Effekts ist strittig (s.a. Kohorteneffekt).

Fötus. s. Fetus.

Frühdiagnostik. Befasst sich mit der Diagnostik bei Kindern mit Entwicklungsauffälligkeiten und dient der Planung von Fördermaßnahmen. Der mit Frühdiagnostik verknüpfte Altersbereich wird in der Literatur uneinheitlich definiert (z.B. Brack, 1999: 0 bis 6 Jahre; Sarimski, 2006: 0 bis 2 Jahre).

Frühgeburt. Geburt eines Kindes vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche (SSW). Da sich das medizinische Risiko frühgeborener Kinder aufgrund der Fortschritte der Neonatologie häufig eher am Geburtsgewicht als an der Schwangerschaftsdauer bemessen lässt, sind folgende Risikogruppen festgelegt: (1) LBW (Low Birth Weight): Geburtsgewicht unter 2500g; (2) VLBW (Very Low Birth Weight): Geburtsgewicht unter 1500g; (3) ELBW (Extremely Low Birth Weight): Geburtsgewicht unter 1000g.

 

G

Geburtsalter. Alter eines Kindes in Orientierung an dem Tag seiner Geburt (vgl. Gestationsalter; s.a. Alterskorrektur).

Geistige Behinderung. Diagnostische Kategorie im DSM-IV-TR. Eine geistige Behinderung liegt vor, wenn in einem standardisierten Intelligenztest ein Intelligenzquotient von höchstens 70 ermittelt wurde. Dabei werden folgende Abstufungen vorgenommen: leichte geistige Behinderung (50-55 <= IQ <= 70), mittelgradige geistige Behinderung (35-40 <= IQ <= 50-55), schwere geistige Behinderung (20-25 <= IQ <= 35-40) und schwerste geistige Behinderung (IQ < 20-25). Damit eine geistige Behinderung diagnostiziert werden kann, müssen zusätzlich Beeinträchtigungen im Lebensumfeld vorliegen (z.B. in der sozialen Anpassungsfähigkeit) und der Beginn der Störung muss vor dem 18. Lebensjahr liegen (vgl. Intelligenzminderung).

Gelbes Heft. s. Kinder-Untersuchungsheft.

Generationeneffekt. (s. Kohorteneffekt).

Genotyp. Genetische Ausstattung eines Organismus. Die Gene eröffnen und begrenzen den Rahmen möglicher Entwicklung eines Menschen (vgl. Phänotyp; s.a. Epigenetik).

Gesamtentwicklugsquotient. Entwicklungsquotient, der die Leistungen aus verschiedenen Leistungsberereichen (z.B. motorische, kognitive, sprachliche und emotionale Leistungen) in einem einzigen Ergebniswert zusammenfasst und praktisch ausmittelt. Gesamtentwicklungsquotienten stehen in der Kritik, da sie die spezifische Stärken und Schwächen eines Kindes häufig verwischen, aus diesem Grund haben sich differenzierte Entwicklungsprofile in der Ergebnisdarstellung von Entwicklungstests durchgesetzt.

Gestation. Schwangerschaft (s.a. Gestationsalter).

Gestationsalter. Das Gestationsalter orientiert sich am ersten Tag der letzten Menstruation vor der Schwangerschaft (vgl. Geburtsalter; s.a. Alterskorrektur).

Grenzsteine. An das Meilenstein-Konzept angelehnte diagnostische Strategie, die notwendige Knotenpunkte der normalen Entwicklung für umschriebene Altersbereiche definiert (s. Michaelis & Niemann, 2004).

Grenzwert. s. Cut-off-Wert.

Grundschulalter. Im Allgemeinen die Bezeichnung für den Zeitraum vom Beginn des siebten Lebensjahres (6. Geburtstag) bis hin zum vollendeten zehnten Lebensjahr (auch mittlere Kindheit). Dem Grundschulalter geht Vorschulalter voraus und schließt sich die späte Kindheit an.

Gültigkeit. s. Validität.

Gütekriterien. Qualitative Angaben zur Leistungsfähigkeit eines Testverfahrens (s. Hauptgütekriterien, Nebengütekriterien).

 

H

Halo-Effekt. Beurteilungsfehler: Von einem hervorstechenden Merkmal wird auf andere Merkmale einer Person geschlossen (z.B. “Übergewichtige Kinder sind grundsätzlich motorisch ungeschickt!”).

Händigkeit. s. Lateralisierung.

Härtefehler (auch Strengefehler). Beurteilungsfehler: In der Testpsychologie die Tendenz eines Untersuchers, die Leistungen der untersuchten Person zu streng zu beurteilen und somit in die Durchführung oder Auswertung eines Tests systematische Fehler einzubringen. Ein Beispiel: die Testaufgabe “Baut stehenden Turm aus zehn Würfeln” soll nach den Testvorgaben eines Entwicklungstests für das Vorschulalter maximal zwei Versuche des Kindes erlauben und danach mit der Bewertung “gekonnt” oder “nicht gekonnt” abschließen. Wenn ein Kind während der Ausführung einmal durch ein plötzliches lautes Geräusch (z.B. plötzliches Öffnen der Tür zum Untersuchungsraum) erschrickt und durch eine schreckhafte Bewegung den Turm zum Einsturz bringt, so besteht die Gefahr für den Testleiter, die Testvorgaben rigide umzusetzen und keinen Wiederholungsversuch zu gestatten und die Aufgabe ohne Berücksichtigung der Umstände als “nicht gekonnt” zu beurteilen. Mit einem solchen Vorgehen werden die Standardisierung und Normierung eines Tests unterlaufen und es werden die Leistungen eines Kindes unterschätzt. Auf diese Weise können tatsächlich unauffällige Kinder als auffällig eingeschätzt werden und unnötigerweise Therapie- oder Förderbedarf indiziert werden (vgl. Mildefehler).

Hauptgütekriterien. Grundpfeiler zur Beurteilung der Testgüte: Objektivität (Anwenderunabhängigkeit), Reliabilität (Genauigkeit) und Validität (Gültigkeit). Es besteht zwischen diesen Hauptgütekriterien eine Ordnungsbeziehung: Objektivität ist eine notwendige Voraussetzung für Reliabilität, die wiederum für eine hinreichende Validität vorausgesetzt wird.

Hemiparese. Unvollständige Halbseitenlähmung (vgl. Hemiplegie).

Hemiplegie. Vollständige halbseitige (eine Körperhälfte betreffende) Lähmung (vgl. Hemiparese.

Heterogenität. s. Skalenhomogenität.

Homogenität. s. Skalenhomogenität.

Hypothetische Verteilung. s. Verteilung, hypothetische.

 

I

Inhaltsvalidität. s. Validität, inhaltliche.

Inkonsistente Erziehung. Merkmal eines Erziehungsstils, der durch unstimmiges, widersprüchliches oder inkonsequentes Verhalten der Eltern gekennzeichnet ist. Ein solcher Erziehungsstil ermöglicht einem Kind keine Orientierung und bildet ein hohes Risiko für die Entwicklung von Verhaltensstörungen (vgl. autoritativer Erziehungsstil).

Innere Konsistenz (auch interne Konsistenz). Aspekt der Reliabilität: das Ausmaß, in dem die Bestandteile einer Skala (z.B. die einzelnen Testaufgaben) ähnliche Aspekte (z.B. von Intelligenz) erfassen. Ein hoher Grad an innerer Konsistenz (häufiges Maß = Cronbachs Alpha) weist auf eine große Homogenität des Verfahrens und somit tendenziell auf eine erhöhte Messgenauigkeit hin. Die Innere Konsistenz lässt sich durch eine Testverlängerung (Erhöhung der Item-Anzahl einer Skala) leicht erhöhen. Ein besonderes Problem der Aussagekraft der inneren Konsistenz äußert sich im Bandbreiten-Fidelitäts-Dilemma.

Integration, sensorische (SI). Entwicklungskonzept von Jean Ayres (2002), das die Notwendigkeit einer spezifischen Ordnung, Aufgliederung und Verarbeitung von Sinneseindrücken im Zentralnervensystem postuliert, um eine adäquate und zielgerichtete Auseinandersetzung mit der Umwelt zu ermöglichen. Hierzu zählen vor allem der Sehsinn und der Hörsinn, der Geruchs- und der Geschmackssinn, aber auch das taktile System sowie vestibuläre und propriozeptive Eindrücke. Auf das Konzept der Sensorischen Integration richtet sich vielfach Kritik, da die empirische Befundlage zu dessen Grundannahmen sowie dessen Behandlungskonzepten (einer Sensorischen Integrationsstörung) das Konzept wenig stützt (s. Karch, Groß-Selbeck, Pietz & Schlack, 2002).

Intelligenz. Zusammenfassende Bezeichnung für allgemeine kognitive Leistungsfähigkeit (z.B. Gedächtnis, Denken, Lernen, Sprache, Umgang mit Zahlen oder Symbolen). In der Psychologie existieren verschiedene theoretische Ansätze, von denen keiner erschöpfend oder allgemein anerkannt ist (“Intelligenz ist das, was ein Intelligenztest misst”).

Intelligenzminderung. Diagnostische Kategorie im ICD-10 Kap. V (F). Eine Intelligenzminderung liegt vor, wenn in einem standardisierten Intelligenztest ein Intelligenzquotient kleiner als 70 ermittelt wurde. Dabei werden folgende Abstufungen vorgenommen: leichte Intelligenzminderung (50 <= IQ <= 69), mittelgradige Intelligenzminderung (35 <= IQ <= 49), schwere Intelligenzminderung (20 <= IQ <= 34) und schwerste Intelligenzminderung (IQ < 20). Zusätzlich muss eine erschwerte Anpassung an die Anforderungen des alltäglichen Lebens bestehen (vgl. Geistige Behinderung).

Intelligenzquotient (IQ). Die Bildung des Intelligenzquotienten legt den Mittelwert mit 100 fest und skaliert den Bereich einer Standardabweichung mit 15 Punkten. Auf diese Weise sind Interpretationen wie unterdurchschnittlich (IQ < 85), durchschnittlich (85 <= IQ <= 115) und überdurchschnittlich (IQ > 115) möglich (vgl a. Argumentieren mit Standardwerten). Extreme IQ-Werte sind als geistige Behinderung bzw. Intelligenzminderung (IQ < 70) definiert oder mit Hochbegabung (IQ >= 130) assoziiert.

Interne Konsistenz. s. innere Konsistenz.

Interpretationsobjektivität. Bezeichnet das Ausmaß, in dem die Interpretation eines Testergebnisses unabhängig vom Anwender erfolgen kann. Die Interpretationsobjektivität kann besonders durch den Einsatz standardisierter Skalen erhöht werden.

Interrater-Reliabilität. Ausmaß der Übereinstimmung verschiedener Beobachter (“Rater”; s. Beobachterübereinstimmung). In der Testpsychologie ein spezifisches Maß für die Auswertungsobjektivität und Interpretationsobjektivität. Es besteht eine Kontroverse darüber, ob die Interrater-Reliabilität tatsächlich auch als Aspekt der Reliabilität aufgefasst werden kann, streng genommen ist sie lediglich ein Aspekt der Objektivität (vgl. Intrarater-Reliabilität).

Intervallskala, Intervallskalenniveau. Qualitativer Aspekt einer Skala, der ausdrückt, dass nicht nur eine Ordnungsbeziehung, sondern zusätzlich konstante Differenzen zwischen den Messpunkten bestehen. Das Intervallskalenniveau ist eine formale Voraussetzung für viele statistische Operationen, zum Beispiel die Bestimmung von Mittelwerten (arithmetisches Mittel).

Intervallskalenniveau. s. Intervallskala.

Intrarater-Reliabilität. Ausmaß der Übereinstimmung, die ein Beobachter zu verschiedenen Zeitpunkten hinsichtlich eines konstanten beobachteten Kriteriums erzielt (s. Beobachterübereinstimmung). In der Testpsychologie ein spezifisches Maß für die Auswertungsobjektivität und Interpretationsobjektivität. Es besteht eine Kontroverse darüber, ob die Intrarater-Reliabilität tatsächlich auch als Aspekt der Reliabilität aufgefasst werden kann, streng genommen ist sie lediglich ein Aspekt der Objektivität (vgl. Interrater-Reliabilität).

Inventar. In der Testpsycholgie eine Testform, mit der die wichtigsten Elemente eines Merkmalskomplexes (z.B. Entwicklung) erfasst werden sollen (s.a. Breitbanddiagnostik, Skalenhomogenität, Bandbreiten-Fidelitäts-Dilemma).

Inzidenz. In der Epidemiologie Anzahl der Personen, bei denen innerhalb eines Jahres eine bestimmte Erkrankung neu auftritt (vgl. Prävalenz).

IQ-Skala. s. Intelligenzquotient.

Item. Einzelne Aufgabe eines Tests, s. Testitem.

Item-Response-Theorie (IRT). s. Testthorie, probabilistische.

Itemanalyse. Prozess der zumeist statistischen Beschreibung der Eigenschaften von Testaufgaben (Items) und Aufgabenbündelungen (Skalen). Wichtige Kennwerte im Zusammenhang mit der Itemanalyse sind die Itemschwierigkeit, die Trennschärfe und die Skalenhomogenität.

Itemschwierigkeit. Kennwert einer Testaufgabe, der angibt, wie viel Prozent einer Personenstichprobe (zumeist der Konstruktionsstichprobe oder der Normierungsstichprobe eines Tests) die Testaufgabe richtig lösen (oder in einem Fragebogen bejahen, in diesem Fall spricht man von Item-Popularität). Die Itemschwierigkeit wird zumeist als p oder p(i) angegeben und berechnet sich (bei zweistufigen Aufgaben, z.B. “gelöst”/”nicht gelöst”) aus der Anzahl der Richtiglöser geteilt durch die Anzahl der Personen insgesamt. Somit liegt der mögliche Wertebereich für die Itemschwierigkeit zwischen 0 und 1, wobei eine p(i) = .83 ausdrückt, dass 83% der Personen der zugrunde liegenden Stichprobe die Aufgabe richtig gelöst haben. Achtung: ein hoher Schwierigkeitsindex weist eine faktisch leichte Aufgabe aus, da ja der Prozentsatz der Könner oder Löser der Aufgabe hoch ist! Hinweise zur Berechnung der Itemschwierigkeiten bei mehrstufigen Lösungen/Antworten und zu einer Ratekorrektur s. Fisseni, 2004, S. 33-35 (s.a. Itemanalyse).

 

J

Jugendalter (auch Adoleszenz). Schließt sich der späten Kindheit an und bezeichnet zumeist die Altersspanne vom vollendeten 14. Lebensjahr bis zum Erwachsenenalter. Die untere Altersgrenze wird jedoch nicht einheitlich gehandhabt: Vom Jugendalter wird auch gelegentlich ab dem vollendeten 12. Lebensjahr oder mit dem Eintritt der Pubertät gesprochen.

 

K

Kabuki-Syndrom (Niikawa-Kuroki-Syndrom, auch Kabuki-Makeup-Syndrom). Nach der Schminkart des japanischen Kabuki-Theaters benannter Fehlbildungskomplex unklarer Ätiologie: dysplastische Augenlider und Ohrmuscheln, Fingerpolster, Minderwuchs, Entwicklungsverzögerungen.

Kategoriale Aussage. Zuordnung eines Testergebnisses zu inhaltlichen Kategorien, zum Beispiel: “Ein Testwert von 12 ist auffällig”; “Eine Person mit einem Testwert von 84 Punkten ist in klinisch bedeutsamem Ausmaß depressiv (ängstlich, o.ä.).

Kinderneuropsychologie. Die Klinische Kinderneuropsychologie beschäftigt sich vor allem mit Hirnschädigungen infolge von prä-, peri- und postnatalen Einwirkungen (Krankheiten, Intoxikationen, Traumata). Es liegen differenzierte neuropsychologisch begründete Diagnose- und Therapieansätze vor.

Kinder-Untersuchungsheft. (U-Heft, gelbes Heft, Vorsorge-Untersuchungsheft). Dokumentationsheft, in dem Kinderärzte zu den Vorsorgeuntersuchungen U1 (Neugeborenenuntesuchung) bis U9 (60.-64. Lebensmonat) entwicklungsrelevante Befunde wie Wachstum, Erkrankungen, Verhalten, Leistungen usw. notieren. Das Heft verbleibt in der Obhut der Eltern und ist zu den Vorsorge-Untersuchungsterminen mitzubringen. Auf diese Weise können viele allmählich sich anbahnende Erkrankungen und Entwicklungsabweichungen frühzeitig registriert werden.

Kindheit, frühe. Bezeichnet zumeist die Altersspanne vom beginnenden 4. bis zum vollendeten 6. Lebensjahr (vgl. Vorschulalter).

Kindheit, mittlere. Bezeichnet zumeist die Altersspanne vom beginnenden 7. bis zum vollendeten 10. Lebensjahr (vgl. Grundschulalter).

Kindheit, späte. Bezeichnet zumeist die Altersspanne vom beginnenden 11. bis zum vollendeten 14. Lebensjahr. Ihr schließt sich das Jugendalter an.

Kleinkindalter. Im Allgemeinen die Bezeichnung für das zweite und dritte Lebensjahr eines Kindes, also den Altersbereich zwischen dem ersten und dem dritten Geburtstag. Dem Kleinkindalter geht das Säuglingsalter voraus, die anschließende Lebensphase wird als Vorschulalter bezeichnet.

Klinische Kinderpsychologie. Teilbereich der Psychologie, der sich mit psychischen Störungen des Kindesalters befasst. Die Klinische Kinderpsychologie kooperiert eng mit ihren Nachbardisziplinen (Kinderheilkunde, Kinderpsychiatrie, Kinderneurologie, Sonderpädagogik, Sozialpädiatrie).

kognitiv. Auf Prozesse der Wahrnehmung und des Denkens, des Erinnerns oder des Vorstellens bezogen.

Kohorte. In der Entwicklungspsychologie die Bezeichnung von Personen, die zum gleichen Zeitpunkt bzw. im gleichen Zeitraum geboren wurden (“Generation”) und daher vergleichbaren epochalen Einflüssen ausgesetzt waren oder sind. Unterschiede zwischen Personen verschiedener Generationen, die sich auf unterschiedliche soziale und umweltbezogene Einflüsse zurückfüren lassen, werden als Kohorteneffekt bezeichnet (s.a. Flynn-Effekt).

Kohorteneffekt. (auch Generationeneffekt; s. Kohorte).

Konvergente Validität. s. Validität, konvergente.

Konfidenzintervall (auch Vertrauensintervall). Informationen über die Messfehlerbelastetheit von Testaussagen (vgl. Standardmessfehler; s.a. Reliabilität). Das Konfidenzintervall grenzt einen Wertebereich um einen gemessenen Wert ein, innerhalb dessen der wahre (messfehlerfreie) Wert mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit (z.B. 68%, 80%, 95%) zu erwarten ist. Je größer dabei die angegebene Sicherheitswahrscheinlichkeit ist, desto größer wird auch der Wertebereich des Konfidenzintervalls und somit der Bereich, in dem sich der wahre Wert befinden kann.

Konsistenzanalyse. Statistisches Verfahren zur Bestimmung der inneren Konsistenz einer Skala (~Skalenhomogenität). Wird eine hohe Homogenität angestrebt, dann ist hierüber ein Aspekt der Reliabilität bestimmbar.

Konstruktvalidität. Aspekt der Validität, der sich auf die vertiefende psychologische Analyse eines Testverfahrens bezieht. So kann zum Beispiel die Anwendung eines spezifischen Intelligenzkonzepts mit der Annahme bestimmter (unabhängiger) Komponenten der Intelligenz einhergehen, die sich dann in empirischen Studien (z.B. unter Bezugnahme auf die Normierungsstichprobe) statistisch untersuchen und im günstigen Fall nachweisen lassen. Um solche Komponenten zu identifizieren, wendet man als statistisches Verfahren häufig die Faktorenanalyse an (vgl. Validität, faktorielle).

konvulsiv. krampfartig.

Korrelation. Statistische Beziehung zwischen zwei (oder mehreren) Variablen (z.B. Körpergröße und Körpergewicht). Eine Korrelation r kann durch verschiedene Korrelationskoeffizienten (z.B. punktbiserialer Korrelationskoeffizient; Produktmomentkorrelation; Rangkorrelationskoeffizient nach Kendall; Rangkorrelationskoeffizient nach Spearman) ausgedrückt werden, die in Abhängigkeit vom Skalenniveau (Meßniveau) der Variablen auszuwählen sind. Der mögliche Wertebereich für Korrelationen erstreckt sich von 1 (größtmöglicher positiver Zusammenhang, “je mehr, desto mehr”, z.B. in einem Auto mit konstanter Geschwindigkeit der Zusammenhang zwischen bereits vergangener Reisedauer und zurückgelegter Strecke) über 0 (überhaupt kein statistischer Zusammenhang beschreibbar) bis -1 (größtmöglicher negativer Zusammenhang, “je mehr, desto weniger”, z.B. in einem Auto mit konstanter Geschwindigkeit und definiertem Ziel der Zusammenhang zwischen bereits vergangener Reisedauer und noch verbleibender Restreisezeit). Es gibt Konventionen darüber, wie Korrelationen zu sprachlich bewerten sind: 0<r<0.2 (sehr geringe Korrelation); 0.2<r<0.5 (geringe Korrelation); 0.5<r<0.7 (mittlere Korrelation); 0.7<r<0.9 (hohe Korrelation); 0.9<r<1 (sehr hohe Korrelation). Es ist vielfach logisch nicht statthaft, Korrelation auch als einen kausalen Zusammenhang zu interpretieren (Scheinkorrelation; Fehler “cum hoc ergo propter hoc”: (lat. ) “zusammen, also deswegen”): so darf aus der Tatsache, dass klinische Kinderpsychologen oft psychisch auffällige Kinder untersuchen, nicht gefolgert werden, dass Kinderpsychologen die Ursache für die Auffälligkeiten der Kinder seien.

Kriteriumsorientierte Diagnostik. Hierunter versteht man einen an inhaltlich beschriebenen Kategorien orientiertes Vorgehen (z.B. „Grundrechenarten werden beherrscht“, „Vorfahrtsregeln sind bekannt“). Die Vorgaben (90% aller Schüler sollen eine besondere Rechenoperation beherrschen) werden empirisch überprüft; auf Testnormen wird verzichtet (vgl. normorientierte Diagnostik).

Kriteriumsvalidität. s. Validität, kriterienbezogene.

Kritische Lebensereignisse. Lebensereignisse beeinflussen in positiver oder negativer Weise den Entwicklungsverlauf. Hierzu sind neben Meilensteinen der normalen Entwicklung (z.B. Einschulung, Wohnortwechsel) auch Ereignisse zu verstehen, die in besonderer und nicht vorhersehbarer Weise erhebliche Belastungen darstellen (z.B. Tod eines Elterteils, Naturkatastrophen, Lotteriegewinn).

 

L

Längsschnittstudie. Form der Datensammlung, die bestimmte Merkmale einer definierten Stichprobe zu mehreren verschiedenen Zeitpunkten erhebt und die somit Veränderungen über die Zeit abbilden kann (vgl. Querschnittstudie).

Lateralisierung. Verlagerung von Funktionen auf jeweils eine bestimmte Hirnhälfte. Zu Beginn der Hirnreifung stehen die beiden Hirnhälften bei bestimmten Funktionen zunächst in Konkurrenz zueinander, mit zunehmendem Alter kommt es zu Spezialisierungen (z.B. linke Hirnhälfte: serielle Verarbeitung von Informationen, Sprache; rechte Hirnhälfte: parallele Verarbeitung von Informationen, räumliche Leistungen). Ein besonderer Aspekt der Lateralisierung ist die Entwicklung der Händigkeit, die etwa ab dem zweiten Lebensjahr offenkundig wird und zumeist nach dem fünften Lebensjahr stabile Präferenzen zeigt (etwa 93% rechts, 7% links).

Leistungsdiagnostik. Dieser Bereich zeichnet sich dadurch aus, dass eine Person durch Instruktion aufgefordert wird, das im Sinne der Aufgabenstellung bestmögliche Ergebnis zu erzielen.

Leistungsprognose. Form der Entwicklungsprognose, die sich prospektiv auf einen umschriebenen Leistungsbereich richtet.

Leistungstest. Test, der in Abgrenzung zu Persönlichkeitsmerkmalen, Einstellungen oder klinischen Merkmalen die Leistungsfähigkeit einer Person (z.B. Motorik, Sprache, Intelligenz) erfasst. Um die Leistungsfähigkeit einer Person zu abzubilden, ist es oft sinnvoll, die Leistungsgrenzen festzustellen (testing the limits).

Lernbehinderung. Der Begriff Lernbehinderung wird in zwei unterschiedlichen Bedeutungszusammenhängen verwandt: (1) Als umfängliche und andauernde Beeinträchtigungen von Lernprozessen im Sinne einer Lernstörung; (2) Als Kennzeichnung des Bereichs von Intelligenzleistungen oberhalb der leichten geistigen Behinderung (IQ > 70) bis hin zum durchschnittlichen Bereich (IQ < 85).

Lerneffekt. Unerwünschte Effekte im Rahmen einer Testung, die aus der wiederholten Durchführung gleicher oder ähnlicher Aufgaben resultieren. Auf diese Weise können entweder durch das Erinnern von Aufgabenlösungen oder allein aufgrund der Kenntnis eines Aufgabentyps zu späteren Untersuchungszeitpunkten bessere Testleistungen als bei der Erstuntersuchung resultieren, die dann nicht mehr auf einen “natürlichen” Leistungszuwachs zurückgeführt werden können, sondern durch Gedächtnisaspekte überlagert sind.

Lernschwäche, Lernschwierigkeiten. Unspezifische Sammelbezeichnungen für Beeinträchtigungen des (schulischen) Lernens (s. Lernstörung).

Lernstörung. Zumeist umfassende Bezeichnung für verschiedene Formen der Beeinträchtigung schulischen Lernens, sowohl in Form definierter Störungsbilder wie etwa der Lese-Rechtschreibstörung oder Dyskalkulie als auch unspezifischer Lernschwierigkeiten (herabgesetzte Konzentrationsfähigkeit, reduzierter Antrieb oder verringerte Leistungsmotivation, Teilleistungsstörungen).

Logorrhoe. Übermäßiger und schwierig zu unterbrechender Rededrang, häufig zusammenhanglose Äußerungen. Logorrhoe tritt bei verschiedenen psychischen (z.B. manischen, psychotischen) Erkrankungen, insbesondere aber auch bei Funktionsstörungen des Frontalhirns auf.

 

M

Makrogyrie. Vergrößerungen der Großhirn-Windungen (vgl. Agyrie, Mikrogyrie).

MCD. s. Dysfunktion, minimale cerebrale.

Median. Lagemaß. Der Wert, unterhalb und oberhalb dessen sich jeweils die Hälfte aller Werte einer Verteilung befinden (vgl. Mittelwert).

Meilensteine. Fähigkeiten, von denen erwartet wird, dass sie zu einem bestimmten Alterszeitpunkt erworben sein sollen. Das Meilensteinkonzept ist in die Kritik geraten, weil vielfach Meilensteine von der durchschnittlichen Entwicklung großer Stichproben abgeleitet wurden, ohne sie auf ihre inhaltliche Relevanz zu überprüfen. So wird zum Beispiel das Krabbelstadium heute nicht mehr als notwendiger Meilenstein unauffälliger motorischer Entwicklung angesehen, sondern es werden bestimmte abweichende Entwicklungspfade als Normvarianten bewertet (vgl. Grenzsteine).

Messfehlertheorie. s. Testtheorie, klassische.

Messniveau. s. Skalenniveau.

Messtheorie. Beschäftigt sich mit den grundsätzlichen (z.B. logischen und mathematischen) Fragen der Messbarkeit und des Messens.

Mikrogyrie. Verkleinerungen der Großhirn-Windungen (vgl. Agyrie, Makrogyrie).

Mikrozephalie. Verringertes Größenwachstum des Kopfes (geringer Kopfumfang).

Mildefehler. Beurteilungsfehler: In der Testpsychologie die Tendenz eines Untersuchers, die Leistungen der untersuchten Person zu milde zu beurteilen und somit in die Durchführung oder Auswertung eines Tests systematische Fehler einzubringen. Folgendes Beispiel: die Testaufgabe “Baut stehenden Turm aus zehn Würfeln” soll nach den Testvorgaben eines Entwicklungstests für das Vorschulalter maximal zwei Versuche des Kindes erlauben und danach mit der Bewertung “gekonnt” oder “nicht gekonnt” abschließen. Wenn ein Kind zweimal den Turm bis zum neunten Würfel aufgebaut hat und beide Male beim Aufsetzen des zehnten Würfels der Turm umgestürzt ist, so besteht die Gefahr für den Testleiter, mit dem Gedanken “Eigentlich kann das Kind es ja!” zum Beispiel einen weiteren Versuch zu gestatten oder die Aufgabe dennoch als gekonnt zu beurteilen. Mit dieser Vorgehensweise wird jedoch die Standardisierung und Normierung eines Tests unterlaufen und es werden die Leistungen eines Kindes überschätzt. Auf diese Weise können tatsächlich auffällige Kinder als unauffällig eingeschätzt werden und Therapie- oder Förderbedarf “übersehen” werden (vgl. Härtefehler).

Mitbewegung. s. Bewegung, assoziierte.

Mittelwert. Lagemaß. Statistischer Kennwert zur Kennzeichnung der zentralen Tendenz einer Verteilung, zumeist wird damit das arithmetische Mittel (Durchschnittswert) bezeichnet. Das arithmetische Mittel erhält man, wenn man die die Summe aller Messwerte durch ihre Anzahl teilt. Gebräuchliche Abkürzungen sind “x quer” oder der griechische Buchstabe My (klein). In der Statistik sind jedoch auch weitere Mittelwerte gebräuchlich, etwa der Modalwert oder der Median.

mnestisch. Das Gedächtnis betreffend.

Modalwert. Auch Modus. Der in einer Verteilung am häufigsten vorkommende Wert. Lagemaß bei Nominalskalenniveau.

Modell. Formalisierte Dar stellung eines Sachverhalts oder Vorgangs.

Modus. s. Modalwert.

Multifinalität. Ähnliche Ausgangsbedingungen (z.B. Entwicklungsbedingungen, Risikokonstellationen) führen im Zeitverlauf zu deutlich unterschiedlichen Entwicklungsausgängen. Diese Annahme resultiert (unabhängig von konkreten Risikokonstellationen) daraus, dass bestimmte Entwicklungsprozesse in unterschiedlichen Lebensabschnitten erhöht „störbar“ sind (vgl. Äquifinalität).

Myelinisierung. Zunahme der Markscheide (Myelinschicht) um die Nervenfaser, woraus eine erhöhte Reizleitungsgeschwindigkeit und somit eine verbesserte Funktionalität resultiert.

 

N

Nebengütekriterien. Aspekte der Testgüte, deren Bedeutung stärker als die Hauptgütekriterien von der spezifischen Zielsetzung des Verfahrens abhängig sind (z.B. Normiertheit, Nützlichkeit, Testfairness, Testökonomie). Anders als die Hauptgütekriterien werden die Nebengütekriterien nicht in Zahlenwerten ausgedrückt.

Neonatologie. Zweig der Medizin, der sich mit Neugeborenen befasst.

Nervensystem, peripheres. s. Zentralnervensystem.

Nervensystem, zentrales. s. Zentralnervensystem.

Neugeborenenalter. Altersspanne der ersten vier Lebenswochen, erste Phase des Säuglingsalters.

Normalität. Die Definition normaler Entwicklung lässt sich grundsätzlich auf zwei verschiedene Arten vornehmen: (1) kriterienbezogen, das heißt es werden Leistungs- und Verhaltensmerkmale als normal postuliert, einschließlich der Abwesenheit klinischer Symptome; (2) normorientiert, zum Beispiel anhand von altersgemäß durchschnittlichen Testleistungen (s.a. hier).

Normalverteilung. Spezifische Form einer Verteilung, deren grafische Darstellung in Form der Gaußschen Glockenkurve (s.a. Verteilung, hypothetische) erfolgen kann. Die Normalverteilung stellt eine Voraussetzung für verschiedene statistische Operationen (z.B. bestimmte Formen der Standardisierung einer Skala; vgl. standardisierter Wert) dar.

Normen. Gesamtheit der Datenbasis zur Erstellung eines Vergleichsmaßstabs für einen Test (Eichung). Zur Gewinnung von Testnormen werden größere Stichproben (Normen- oder Normierungsstichprobe) untersucht und deren Ergebnisse zur Einschätzung von Einzelbefunden (z.B. durchschnittlich, unterdurchschnittlich; unauffällig, auffällig; s. Argumentieren mit Standardwerten) herangezogen.

Normenstichprobe. s. Normen.

Normentabelle. Darstellungs- oder Präsentationsform der Normwerte, die dem Anwender das rasche Auffinden relevanter Informationen ermöglicht.

Normierungsstichprobe. s. Normen.

Normorientierte Diagnostik. Die diagnostische Entscheidung basiert auf Informationen, die sich an empirisch gewonnenen Vergleichsmaßstäben (Normen) orientieren (vgl. kriteriumsorientierte Diagnostik).

Normwerte. s. Normen.

Nützlichkeit. Ein Nebengütekriterium eines Tests, das sich daran orientiert, ob der Einsatz eines Tests einen erkennbaren Ertrag bringt.

 

O

OAE. s. Emissionen, otoakustische.

Objektivität. Eines der Hauptgütekriterien: Die Objektivität gibt an, ob ein Test in der Durchführung, Auswertung und Interpretation unabhängig vom Testanwender zu vergleichbaren Ergebnissen kommt. Sie lässt sich durch Standardisierung eines Testes herstellen.

Ordinalskala. Eine solche Skala liegt zum Beispiel vor, wenn eine Person, die sechs Symptome eines Aggressionsfragebogens erfüllt, zwar aggressiver ist als eine Person, bei der nur drei Symptome vorliegen, aber deswegen nicht unbedingt “doppelt so aggressiv” sein muss.

Ordinalskalenniveau. s. Ordinalskala.

 

P

Parallelform. s. Paralleltest.

Paralleltest. Ähnliche Formen eines Tests, die bei vergleichbarer Gestaltung und ähnlichen Aufgaben das gleiche Merkmal erfassen. Der Einsatz von Paralleltests bei Verlaufsaussagen zur Kontrolle von Lerneffekten ist vorteilhaft, da systematische Messfehler (z.B. Verzerrungen durch Erinnerungseffekte) vermieden werden können.

Parallelversion. s. Paralleltest.

Parameter. (1) Bezeichnung für Kennwerte in der Statistik, zum Beispiel die Kennwerte einer Verteilung (Verteilungsparameter, etwa Mittelwert, Standardabweichung); (2) Allgemeine Bezeichnung in der Mathematik für unbestimmt gelassene, konstante oder veränderliche Größen und Hilfsgrößen.

Parameterschätzung. Vorgehen zur Bestimmung von Parametern, zum Beispiel die Schätzung von Modellparametern im Rahmen von Theoriebildung. Es existieren verschiedene methodische Zugänge.

pathologisch. krankhaft.

Persönlichkeitseigenschaften. Eigenschaften eines Menschen, die als relativ überdauernd beschrieben werden.

Perzentilwert. Die Merkmalsausprägung wird in zehn gleiche Teile untergliedert. Das 10. Perzentil ist somit der Wert, den höchstens 10 Prozent der Merkmalsträger (z.B. Personen einer Normierungsstichprobe) unterschritten oder erreichten, während 90 Prozent der Personen diesen Wert überschritten.

Phänotyp. Erscheinungsbild eines Organismus einschließlich seiner Verhaltensmerkmale. Der Phänotyp eines Individuums wird durch den Genotyp eröffnet, aber auch limitiert. (vgl. a. Epigenetik).

Phenylketonurie (PKU). Vererbte, angeborene Stoffwechselerkrankung, bei der die Aminosäure Phenylalanin nich abgebaut werden kann, sich im Körper ansammelt und das Gehirn schädigt. Betroffene Kinder zeigen häufig deutliche Entwicklungsauffälligkeiten, es besteht aber die Möglichkeit einer normalen geistigen Entwicklung, wenn die Erkrankung frühzeitig erkannt und behandelt wird.

Prader-Willi-Syndrom (auch Prader-Labhard-Willi-Franconi-Syndrom, Urban-Syndrom, Urban-Rogers-Meyer-Syndrom). Chromosomale Erkrankung mit Muskelhypotonie und Ernährungsproblemen (später Adipositas), Minderwuchs und Entwicklungsverzögerungen (Prävalenz 1:25000).

Prädisposition. Angeborene Bereitschaft, sich in eine bestimmte Richtung zu entwickeln oder eine bestimmte Eigenschaft auszubilden. Eine Prädisposition eröffnet einen genetischen Rahmen des Möglichen, ohne dass diese Entwicklungspotentiale auch tatsächlich ausgeschöpft werden müssen (vgl. Determination).

Prävalenz. In der Epidemiologie der Prozentsatz der Bevölkerung, der an einer bestimmten Erkrankung leidet (vgl. Inzidenz).

Primacy-Effekt (auch Primär-Effekt). s. Reihenfolge-Effekte.

Primär-Effekt. s. Primacy-Effekt.

Progostische Validität. s. Validität, prognostische.

Pronation. Einwärtsdrehung der Gliedmaßen (vgl. Supination).

propriozeptiv. Den Tiefensinn, die Tiefenwahrnehmung, die Wahrnehmungen aus dem eigenen Körper betreffend, zum Beispiel aus Muskeln, Sehnen, Gelenken, Organen.

Protokollblatt. Arbeitsmaterial zu einem Test, auf dem Testleistungen notiert werden können.

Prozentrang. Derjenige Anteil an Personen einer Referenzstichprobe (Normierungsstichprobe), der schlechtere oder höchstens gleiche Testleistungen erzielte.

Prozentrangband. Angabe eines Konfidenzintervalls für einen Prozentrangwert.

psychodynamisch. Anlehnung an Theorien und Modelle (insbes. S. Freuds), die menschliches Verhalten als von biologischen und sozialen Trieben motiviert sehen.

Psychometrie. Bezeichnung für das Messen von psychologischen Merkmalen, insbesondere in der Testpsychologie. Die Psychometrie strebt nach quantitativen Aussagen, wie sie zum Beispiel mit einer Testskala möglich werden.

Psychosyndrom, organisches (OPS; auch Psychoorganisches Syndrom (POS) oder Hirnorganisches Psychosyndrom (HOPS)). Störungskonzept, das als eine unspezifische Sammelkategorie eine Vielzahl von Leistungs- und Verhaltensabweichungen zusammenfasst. Dieses Konzept ist nur noch von geringer Bedeutung und ist gegenüber dem Teilleistungskonzept in den Hintergrund getreten (vgl. Dysfunktion, minimale cerebrale).

 

Q

Querschnittstudie. Form der Datensammlung, bei der die Merkmale mehrerer Stichproben zu einem bestimmten Zeitpunkt erhoben werden. Im Querschnittdesign können Altersunterschieden zweier Stichproben nicht ohne Weiteres auf zu Grunde liegende Entwicklungsprozesse zurückgeführt werden, da bei den verschiedenen Stichproben Kohorteneffekte vorliegen können (vgl. Längsschnittstudie).

 

R

Rasch-Modell. s. Testtheorie, probabilistische.

RATZ-Index. Maß zur Quantifizierung der Vorhersagegüte, zum Beispiel eines Testverfahrens. Der RATZ-Index liefert eine prozentuale Angabe zum Steigerungsbetrag gegenüber einer Zufallsaussage mit folgender Grobklassifizierung: 0-33%: ungenügend; 34-66%: gut, aber noch unspezifisch; über 67%: sehr gut.

Recency-Effekt (auch Rezenz-Effekt). s. Reihenfolge-Effekte.

Regression. Rückentwicklung, Rückfall auf frühere Verhaltensweisen.

Regression, transitorische. Vorübergehende Rückentwicklungen, die ein Folge ungünstiger Entwicklungsbedingungen sein können. Transitorische Regressionen treten auch im Rahmen normaler Entwicklung auf und können als funktionale Umorganisationsprozesse und als zwischenzeitliche Inkaufnahme eines Rückschritts zugunsten eines qualitativen Gewinns interpretiert werden (U-förmige Entwicklungsverläufe).

Reifung. Gengesteuerte Entfaltung der biologischen Strukturen und Funktionen, im Zusammenhang mit der Entwicklungsdiagnostik insbesondere des Zentralnervensystems. Die Hirnreifung findet immer in inneren und äußeren Entwicklungskontexten statt.

Reihenfolge-Effekte. Bei der Integration von Einzelbeobachtungen zu einem Gesamteindruck spielen die erste (Primacy-Effekt) und die letzte Beobachtung (Recency-Effekt) eine besondere Rolle, weil sie besser erinnert werden.

Reliabilität. Eines der Hauptgütekriterien: Gibt an, wie genau ein Testverfahren misst, also das Testergebnis frei von Messfehlern ist (s.a. innere Konsistenz, Retest-Reliabilität, Splithalf-Reliabilität, Standardmessfehler; vgl. a. Interrater-Reliabilität und Intrarater-Reliabilität).

Resilienz. Hierunter wird die psychische Robustheit (Widerständigkeit) verstanden, die aktiv im Umgang mit Anforderungen oder Belastungen von einem Kind erworben wurde. Resiliente Kinder sind gegenüber ungünstigen Entwicklungsbedingungen besser geschützt und weisen eine günstige Entwicklungsprognose auf (s.a. Vulnerabilität).

Ressourcen. Kindbezogene Ressourcen bestehen zum Beispiel in einem günstigen Temperament oder effektiven Problemlösestrategien, familienbezogene Ressourcen bilden klare Erwartungen der Eltern in der Kindererziehung (s.a. autoritativer Erziehungsstil), Wertschätzung und Interesse am Alltag des Kindes.

Retardierung. s. Entwicklungsverzögerung.

Retest-Reliabilität. Aspekt der Reliabilität, der beschreibt, inwieweit bei wiederholter Erhebung (Testwiederholung) das erzielte Testergebnis bestätigt werden kann. Die Retest-Reliabilität zeigt sich besonders anfällig gegenüber Lern- und Übungseffekten.

Rezenf-Effekt. s. Recency-Effekt.

Risikofaktoren. Faktoren, die die kindliche Entwicklung negativ beeinflussen können. Risikofaktoren wirken häufig nicht nur additiv, sondern erhöhen das Entwicklungsrisiko nachhaltig.

Rohwert. Ein Messwert (z.B. Anzahl gelöster Aufgaben), der sich unmittelbar aus den Antworten der Testperson ergibt. Um Rohwerte besser miteinander vergleichen zu können, werden diese häufig mit Hilfe von Normentabellen in standardisierte Werte überführt (z.B. IQ-Werte).

Rosenthal-Effekt. Beurteilungsfehler: Die Ansichten, Einstellungen und Erwartungen des Versuchsleiters beeinflussen das Verhalten der untersuchten Person und die Ergebnisse der Untersuchung (z.B. “Kinder, die im ersten Lebensjahr nicht das Krabbelstadium durchlaufen haben, müssen ja motorisch auffällig sein!”).

Rötelnembryopathie (auch Gregg-Syndrom). Erkrankung (Embryopathie) aufgrund einer Rötelninfektion der Mutter in der Schwangerschaft mit charakteristischen Fehlbildungen, zum Teil Mikrozephalie und psychomotorischen Entwicklungsstörungen. Die Prävalenz bewegt sich <aufgrund der hohen Impfraten zwischen etwa 1:10000 und 1:100000.

 

S

Säuglingsalter. Bezeichnet im Allgemeinen das erste Lebensjahr eines Kindes. In den ersten vier Lebenswochen spricht man vom Neugeborenenalter, ab dem zweiten Lebensjahr beginnt das Kleinkindalter.

Scheinkorrelation. s. Korrelation.

Schutzfaktoren. Diese Faktoren wirken positiv auf den Entwicklungsverlauf ein. Schutzfaktoren können Entwicklungsrisiken deutlich mindern.

Schwellenwert. s. Cut-off-Wert.

Schwierigkeit. s. Itemschwierigkeit.

Screeningverfahren (~Kurztestverfahren). Mit solchen Verfahren können Personen grob im Sinne von auffällig vs. unauffällig klassifiziert werden.

Selbstorganisation. Gestalterisches Prinzip, das aus unterschiedlichen Ausgangsbedingungen auf ähnliche teilstabile Endzustände zustrebt. Diese Endzustände erscheinen oft als typische und prägnante Muster, zum Beispiel Symptomkonstellationen bei definierten Störungsbildern.

Sensible Phase. Zeitabschnitte, in denen spezifische Lernerfahrungen maximale Wirkung zeigen; sensible Phasen sind durch Stadien der Hirnreifung bedingt (vgl. erfahrungserwartende Prozesse).

Sensitivität. Bezeichnung für die Zuverlässigkeit, mit der im Rahmen eines Screenings eine bestimmte Personengruppe (z.B. verhaltensauffällige Vorschulkinder) durch ein Testverfahren identifiziert werden können. Um die Aussagekraft eines Screenings einschätzen zu können, müssen sowohl Angaben zur Sensitivität als auch zur Spezifität vorliegen.

Sensorische Integration. s. Integration, sensorische.

Sensorische Integrationsstörung. s. Integration, sensorische.

Skala. Bezeichnung eines Maßstabs, der einer Messoperation zu Grunde gelegt wird. Die Skalen eines psychologischen Tests bestehen in der Regel aus einer Gruppierung von Testaufgaben, wobei die Anzahl der gelösten Aufgaben oder ein aus den Aufgabenlösungen abgeleiteter Kennwert das Ergebnis (z.B. Intelligenz) angeben.

Skala, standardisierte. s. standardisierter Wert.

Skalenhomogenität. Die Homogenität der Skala eines psychologischen Tests gibt an, in wie weit die einzelnen Items der Skala miteinander korrelieren. Die Homogenität r(it) gibt zumeist die gemittelte Item-Interkorrelation einer Skala an, das heißt es wird paarweise die Korrelation jedes Items mit jedem anderen Item der Skala ermittelt und daraus dann der Mittelwert berechnet. Eine hohe Skalenhomogenität lässt tendenziel den Schluss zu, das die einzelnen Items der Skala etwas Ähnliches (bzw. etwas prinzipiell Zusammenhängendes) erfassen. Nicht für jede Skala wird auch eine hohe Skalenhomogenität angestrebt, zum Beispiel Inventare wollen mit den einzelnen Items eher verschiedene Facetten eines komplexen Merkmals erfassen, wodurch die Skalenhomogenität sich dann zwangsläufig reduziert (heterogene Skala) (s.a. Itemanalyse).

Skaleninterkorrelation. Beschreibt das Ausmaß, in dem (zwei) verschiedene Skalen eines Tests einen statistischen Zusammenhang (eine Korrelation) miteinander aufweisen. Die Skaleninterkorrelationen sind ein bedeutsamer Aspekt der Testgüte von Entwicklungstests (s.a. Konstruktvalidität), wobei das zu erwartende Ausmaß in Abhängigkeit von den theoretischen Grundannahmen eines Tests und vom Testmodell ganz unterschiedlich sein kann.

Skalenniveau. Bezieht sich auf Eigenschaften einer Skala im Rahmen der Messtheorie. Es werden im Allgemeinen fünf Skalenniveaus beschrieben, von denen jedes höherwertiger als die vorangegangenen Niveaus aufgefasst werden kann. (1) Nominalskalenniveau: verschiedene Skalenwerte drücken lediglich Ungleichheit aus, jedoch keine Höherwertigkeit (z.B. Die Skala “Geschlecht” mit den Skalenwerten “weiblich” und “männlich”); (2) Ordinalskalenniveau: die Skalenwerte drücken eine Ordnungsbeziehung (“Reihenfolge”: 1 ist “mehr” als 2; 2 ist “mehr” als 3) aus, wobei keine Angaben darüber vorliegen, um wie viel 2 mehr als 3 ist (z.B. Schulnoten: eine 1 ist besser als eine 2, diese wiederum als eine 3, aber es ist zumeist nichts darüber gesagt, ob der Unterschied zwischen 1 und 2 genau so groß ist wie zwischen 2 und 3); (3) Intervallskalenniveau (metrische Skala): sowohl die Reihenfolge als auch der (konstante) Abstand zwischen Messwerten ist festgelegt und sachlich begründet, häufig stellt der Nullpunkt jedoch keinen absoluten Nullpunkt sondern eine willkürliche Festlegung dar (z.B. °Celsius-Skala); (4) Verhältnisskalenniveau: es liegt eine metrische Skala mit absolutem Nullpunkt vor (z.B. Blutdruck, Lebensalter, Temperatur in Kelvin).

Soft-Signs, neurologische (auch feinneurologische Symptome, Zeichen). Gruppe von Symptomen (Leistungs- und Verhaltensmerkmale), die in ihrer Phänomelogie nur geringfügig ausfallen und deshalb häufig nur mit geschultem Blick wahrzunehmen sind. Neurologische Soft-Signs lassen eine neurogene Urache vermuten, häufig jedoch ohne dass ein unmittelbarer Nachweis einer organischen Schädigung gelingt.

Soziale Erwünschtheit. Beurteilungsfehler: Heikle Fragen werden häufig im Sinne der (angenommenen) sozialen Erwünschtheit beantwortet (z.B. ”Haben Sie Ihrem Kind schon einmal einen Klaps gegeben?”; “Wieviel Fernsehen sieht Ihr Kind pro Tag?”).

Soziale Kompetenz. Verhaltensweisen und soziale Fertigkeiten (z.B. Einfühlungsvermögen), die nötig sind, um das Zusammenleben zu gestalten.

Soziale Regeln. Bezeichnung für die kulturell und gesellschaftlich bestimmten Normen und Erwartungen, die das Zusammenleben regeln.

Sozial-emotionale Entwicklung. Teilbereich der Entwicklung, der sich auf die Veränderungen emotionalen Erlebens und Verhaltens bezieht und in sozialen Kontexten beobachtet werden kann.

Soziales Lächeln (auch Widerlächeln). Fähigkeit des etwa acht Wochen alten Säuglings, auf Gesichter in seiner Umgebung mit einem Lächeln zu reagieren. Es zielt auf die Herstellung einer günstigen sozialen Interaktion (auch Gefahrenabwehr).

Speed-Komponente. Die Testvorgabe unter strenger Zeitbegrenzung.

Spezifität. In der Testdiagnostik Bezeichnung für die Zuverlässigkeit, mit der im Rahmen eines Screenings eine bestimmte, unauffällige Personengruppe durch ein Testverfahren auch tatsächlich als unauffällig identifiziert wird. Um die Qualität eines Screenings einschätzen zu können, müssen sowohl die Sensitivität als auch die Spezifität angegeben sein.

Splithalf-Reliabilität (auch Testhalbierungsreliabilität). Aspekt der Messgenauigkeit (Reliabilität) eines Verfahrens, der angibt, ob eine Testskala in zwei inhaltlich gleiche Testteile aufgeteilt werden kann und die beiden Testhälften auch äquivalent (vergleichbar) sind.

Sprachgebundenheit. Aspekt der Testfairness, der sich darauf bezieht, dass auch bei sprachunabhängigen Leistungen (z.B. sprachfreie Intelligenzaspekte) häufig dennoch Sprachkenntnisse (z.B. beim Verständnis der Aufgabeninstruktionen) notwendig sind. Dadurch besteht die Gefahr, dass die tatsächliche Leistungsfähigkeit (aufgrund von Sprachproblemen) unterschätzt wird (vgl. Testfairness).

Standardabweichung. Streuungs- oder Dispersionsmaß; statistische Kenngröße einer Merkmalsverteilung, welche die Streuung der Werte um den Mittelwert (das arithmetische Mittel) ausdrückt. Die Standardabweichung erhält man, indem man die Summe der quadratischen Abweichungen aller Messwerte vom Mittelwert bildet, diese durch die um 1 verminderte Anzahl der Meßwerte teilt und daraus die Wurzel zieht. Gebräuchliche Abkürzungen sind s, SD [standard deviation] oder der griechische Buchstabe Sigma (klein).

Standardisierter Wert. Bezeichnung für transformierte Rohwerte, die eine bessere Vergleichbarkeit der erzielten Ergebnisse ermöglichen. Die Standardisierung orientiert sich an dem Durchschnittswert (Mittelwert: MW) und der Streuung der Werte (Standardabweichung: SD) einer Referenzstichprobe (Normenstichprobe). Die häufigsten standardisierten Skalen sind die C-Skala, EQ- oder IQ-Skala, Standardskala, T-Skala, Z-Skala und Stanine-Skala.

Standardisierung. Voraussetzung für die Objektivität eines Tests. Durch eine Standardisierung werden Bedingungen bei der Durchführung und Auswertung eines Tests vereinheitlicht und damit seine Objektivität erhöht. Die Standardisierung bezieht sich besonders auf die Strukturierung der Situation (z.B. Mobiliar, Sitzordnung, Zeitbegrenzungen), die Vorgabe bestimmter Materialien, die exakte Formulierung verbaler Instruktionen sowie die präzise Anleitung und Beschreibung von Bewertungs- und Auswertungsoperationen.

Standardmessfehler. Statistische Kenngröße, die das Ausmaß eines Messfehlers quantifiziert. Es ist grundsätzlich davon auszugehen, dass jede Testung mit einem Messfehler behaftet und somit das Messergebnis ungenau ist. Durch den Standardmessfehler kann man Vertrauensintervalle (Konfidenzintervalle) bestimmen, die um den gemessenen Wert einen Bereich definieren, innerhalb dessen sich der wahre Wert (die Merkmalsausprägung der Person, z.B. in Bezug auf Intelligenz) mit einer zuvor festgelegten Wahrscheinlichkeit (z.B. 80%) tatsächlich befindet.

Standardskala. Allgemein s. standardisierter Wert. Auch eine spezielle standardisierte Ergebnisskala mit dem Mittelwert (arithmetisches Mittel) von 100 und einer Standardabweichung von zehn Punkten (100;10).

Stanine-Skala. Die Stanine-Skala entspricht einer an den Rändern modifizierten C-Skala. Sie weist einen Mittelwert (arithmetisches Mittel) von 5 und einer Standardabweichung von 2 Punkten (5;2) auf  und ist neunstufig (1-9), da die ersten beiden und letzten beiden Centile zusammengefasst sind.

Statusdiagnostik. Bezieht sich auf diagnostische Aussagen über eine Person, die zu einem bestimmten Zeitpunkt gewonnen wurden.

Stichprobe, stratifizierte (auch geschichtete Stichprobe). Um Untergruppen (Schichten) einer Stichprobe (z.B. Geschlecht, Altersgruppen, Ethnien, Bildungsniveaus, Einkommensgruppen) bei der Stichprobenzusammenstellung zahlenmäßig angemessen zu repräsentieren, werden zunächst deren Quoten bestimmt und bei der Stichprobenauswahl berücksichtigt, innerhalb der Schichten wird dann eine Zufallsauswahl angestrebt.

Strengefehler. s. Härtefehler.

Stressgaits. Gangarten mit besonderer Belastung, z.B. Zehen- oder Fersengang.

Streuungsmaß. Ein statistischer Kennwert, mit dem die Streuung der Werte in einer Verteilung angegeben werden. Als häufige Streuungsmaße werden verwendet: Variationsbreite (Differenz zwischen dem größten und dem kleinsten beobachteten Wert), die Standardabweichung und die Varianz.

Stufenleiter. Verbreitete Testform in der Entwicklungsdiagnostik, bei der die einzelnen Testaufgaben gemäß ihrer Schwierigkeit von leicht nach schwierig vorgegeben werden. Stufenleitern sind oft für weite Altersbereiche konstruiert (z.B. 0 bis 3 Jahre), sodass zunächst ein Einstiegsniveau (eine leicht unterfordernde Einstiegsaufgabe) nach dem Alter oder Entwicklungsstand eines Kindes bestimmt werden muss. Danach wird die Stufenleiter entlang der Aufgaben in Richtung zunehmender Schwierigkeit erklommen, so lange bis die Aufgaben so schwierig werden, dass das Kind sie nicht mehr lösen kann. Die letzte(n) gelöste(n) Aufgabe(n) bilden die Beurteilungsgrundlage (z.B. für den Entwicklungsstand). Stufenleitern sind in der Entwicklungsdiagnostik in die Kritik geraten, weil sie sich zumeist von durchschnittlicher Entwicklung großer Personenstichproben ableiten, ohne dass die Stufenfolge auch für einzelne Personen eine notwendige oder natürliche Entwicklungsfolge darstellen muss.

Süddeutscher Fuß. In einigen süddeutschen Dialekten bezieht sich die Bezeichnung “Fuß” auf das gesamte Bein (einschließlich des Fußes). Dies wird in der Entwicklungsdiagnostik von Bedeutung, wenn Kinder Körperteile herzeigen oder benennen sollen.

Supination. Auswärtsdrehung der Gliedmaßen (vgl. Pronation).

 

T

taktil. Den Berührungssinn betreffend.

Teilleistung. Das Konzept der Teilleistungen geht von definierten Bausteinen höherer Denkprozesse aus, die psychometrisch erfasst und neuropsychologisch beschrieben werden können. Resultieren aus beeinträchtigten Teilleistungen Probleme im Lernen und Handeln, so spricht man von einer Teilleistungsschwäche oder Teilleistungsstörung. Der Vorteil des Teilleistungskonzepts gegenüber anderen Störungskonzepten (z.B. MCD, POS) liegt in seiner phänomenologischen Herangehensweise und der damit verbundenen Möglichkeit, Phänomene sowie Defizite und Ressourcen konkret zu beschreiben.

Teilleistungsschwäche. s. Teilleistung.

Teilleistungsstörung. s. Teilleistung.

Temperament. Bezeichnung für Stimmungen, Reaktionen, Antrieb und Aktivität, die sich in Form von Gefühlen, Willensbildung und Triebleben äußern.

Testaufgabe. s. Testitem.

Testbatterie. Kombination mehrerer Einzeltests (Untertests), die in ihrer Gesamtheit ein komplexes Merkmal erfassen wollen. Jeder Einzeltest erfasst einen Teilaspekt des Merkmals (z.B. Intelligenz, Entwicklung), die Gesamtheit der Untertests strebt eine valide Testaussage an. Teststatistisch ist von den Untertests zunächst hohe Reliabilität zu fordern, während die Validität primär ein Anliegen des Gesamttests ist (s.a. Bandbreiten-Fidelitäts-Dilemma).

Testfairness. Aspekt der Testgüte (Nebengütekriterium), der Bezug darauf nimmt, inwieweit ein Test unabhängig von testfernen Eigenschaften einer Person ein zuverlässiges Ergebnis liefert. Ein Intelligenztest sollte zum Beispiel nicht in erster Linie Reaktionsgeschwindigkeit oder Konzentrationsfähigkeit messen, weiter sind kulturspezifische Voraussetzungen prinzipiell zu minimieren (z.B. Kenntnis von Personen oder Gebäuden). Häufig ist die Testfairness durch das Ausmaß von Sprachgebundenheit der Testaufgaben eingeschränkt.

Testform. Tests lassen sich anhand ihrer charakteristischen Konstruktionsmerkmale bestimmten Gruppen zuordnen. In der Entwicklungsdiagnostik sind besonders Stufenleitern, Testbatterien und Inventare von Bedeutung, zusätzlich können Entwicklungsscreenings als eigenständige Testform aufgefasst werden.

Testgüte. s. Gütekriterien.

Testhalbierungs-Reliabilität. s. Splithalf-Reliabilität.

Testitem. Bezeichung für eine einzelne Testaufgabe oder für eine Frage in einem Fragebogen (s.a. Itemanalyse).

Testkennwerte. Diese Bezeichnung wird in zweifacher Hinsicht verwendet: Erstens lassen sie eine Aussage über die verschiedenen Aspekte der Testgüte eine Verfahrens zu, zweitens wird dieser Begriff synonym für die Normen eines Verfahrens gebraucht.

Testleitereffekt. Beeinflussung eines Testergebnisses durch bestimmte Merkmale des Untersuchers, wie zum Beispiel individuelle Aspekte (s. Beurteilungsfehler) in der Durchführung und Aufgabenbewertung (z.B. Mildefehler, Härtefehler), aber auch der fehlerhafte Durchführung der Auswertung und Interpretation. Weiter können persönliche Eigenschaften des Testleiters auch Einfluss nehmen auf die Interaktion zwischen Untersucher und untersuchter Person, wodurch zum Beispiel indirekt (z.B. durch Unsicherheit oder verringerte Motivation der untersuchten Person) eine Verzerrung von Testergebnissen möglich ist. Der Gefahr von Testleitereffekten kann durch die Standardisierung eines Tests entgegen gewirkt werden, aber sie lässt sich niemals vollständig ausschließen.

Testmanual (auch Testhandbuch). Ein Manual enthält alle wichtigen Angaben zur Testentwicklung und -anwendung (inkl. der Normentabellen).

Testmaterial. Gegenstände, die von der untersuchten Person in irgendeiner Form verwendet oder bearbeitet werden sollen. Definierte Testmaterialien wirken auf eine Standardisierung hin. Im weiteren Sinne zählen auch Protokollierungs- und Auswertungsbestandteile (etwa Protokollbögen oder Schablonen) zu den Testmaterialien.

Testmotivation. Bei der Testung von Kindern versteht man darunter eine verringerte Motivation bei der Testdurchführung, die die möglichen Testleistungen reduziert. Dieser motivationalen Lage kann durch attraktive Materialien, eine abwechslungsreiche Testdurchführung sowie eine günstige Interaktion zwischen Untersucher und Kind entgegen gewirkt werden.

Testökonomie. Ein Nebengütekriterium eines Tests, das angibt, ob der Durchführungsaufwand (z.B. zeitlich, materiell) in vertretbarem Verhältnis zum zu erwartenden Informationsgewinn steht.

Test, projektiver. Test zur Erfassung von Verhaltensweisen und innerpsychischen Prozessen, der Deutungshilfen anbietet und auf psychodynamischen Annahmen beruht. Es wird davon ausgegangen, dass die untersuchte Person ihre Merkmale (z.B. Aspekte ihrer Persönlichkeit) in den Test hineinprojiziert, so dass der Untersucher sie entdecken kann. Den projektiven Tests sind Formdeuteverfahren (z.B. Rohrschach-Test, Thematischer Apperzeptionstest) oder gestalterische Verfahren (z.B. Familie in Tieren, Scenotest) zuzurechnen. Projektive Tests sind keine Tests im engeren Sinn, da keine Quantifizierung angestrebt wird, der Begriff Test ist hier bestenfalls im Sinne eines allgemeinen Prüfverfahrens zulässig. Projektive Tests sind der Überprüfung der Hauptgütekriterien kaum zugänglich, denn sie stehen zu Grundannahmen der klassischen oder der probabilistischen Testtheorie im Widerspruch.

Testpsychologie. Teilbereich der Psychologie, der sich mit der Konstruktion, Anwendung und Beurteilung von psychologischen Testverfahren befasst.

Testtheorie. Annahmen über die Zusammenhänge von Testleistungen und dem zu erfassenden Merkmal. Es gibt keine einheitliche Testtheorie, sondern verschiedene formale Zugänge. Für die Leistungstests des Kindesalters sind insbesondere die klassische Testtheorie und die probabilistische Testtheorie von Bedeutung, die sich gegenseitig ergänzen.

Testtheorie, klassische. Vielfach auch als Messfehlertheorie bezeichnet. Formales Modell, das bestimmte Zusammenhänge zwischen individuellen Merkmalen und Testwerten anhand von fünf Axiomen zu auftretenden Messfehlern postuliert: (1) beobachteter Wert = wahrer Wert + Fehlerwert; (2) Erwartungswert bzw. die Summe der Fehler = 0; (3) wahrer Wert und Fehlerwert korrelieren nicht systematisch miteinander; (4) wahrer Wert und Fehlerwert zweier verschiedener Tests korrelieren nicht systematisch miteinander; (5) Fehlerwerte verschiedener Tests korrelieren nicht systematisch miteinander. Die Bestimmung des Messfehlers ist ein wichtiger Aspekt der Reliabilitätsschätzung (vgl. Testtheorie, probabilistische).

Testtheorie, probabilistische. Zusammenfassende Bezeichnung für Theorien, die Testergebnisse als Indikatoren latenter Merkmale auffassen. Als wichtige Theoriefamilie ist der Komplex der Item-Response-Theorie (prototypisch: Rasch-Modell) zu nennen, in der gleichzeitig Item- und Personenparameter Berücksichtigung finden (vgl. Testtheorie, klassische).

Theorie. Geordnetes System von Aussagen zur Erklärung von Regeln und Beziehungen in einem definierten Bereich.

Tiefensinn. s. propriozeptiv.

Tiefenwahrnehmung. s. propriozeptiv.

Tiefgreifende Entwicklungsstörung. Psychiatrische Störungen, die in der Kindheit beginnen und einen besonders ungünstigen Verlauf (zumindest über das Kindesalter) aufweisen und zusätzlich durch starke qualitative Beeinträchtigungen in der Kommunikation und sozialen Interaktion gekennzeichnet sind (autistischer bzw. desintegrativer Formenkreis).

Transformation. Umwandlung, Überführung, in der Testpsychologie häufig im Zusammenhang mit der Umwandlung von Kennwerten benutzt (s.a. Argumentatieren mit Standardwerten).

Trennschärfe. Kennwert einer Testaufgabe, der ausdrückt, wie gut das gesamte Skalenergebnis aufgrund der Lösung der einzelnen Testaufgabe vorhergesagt wird. Die Trennschärfe ist definiert als Korrelation zwischen dem Item und dem Skalenergebnis, als Kürzel wird üblicherweise r(it) verwendet (s.a. Itemanalyse).

Trisomie 21. s. Down-Syndrom.

T-Skala. Häufig verwendete standardisierte Ergebnisskala mit dem Mittelwert (arithmetisches Mittel) von 50 und einer Standardabweichung von zehn Punkten (50;10).

T-Wert-Band. Angabe eines Konfidenzintervalls für einen T-Wert.

 

U

Übereinstimmungsgrad. Ausmaß des Zusammenhangs zweier Merkmale, in der Regel quantifiziert durch Korrelationsmaße. In der Testpsychologie sind von besonderem Belang: Beobachterübereinstimmung (als Maß für die Objektivität), Testwiederholungs- oder Testhalbierungsübereinstimmung (Aspekte der Reliabilität) oder als Übereinstimmung eines Testergebnisses mit einem Außenkriterium (z.B. mit dem Ergebnis eines anderen Testverfahrens) als Aspekte kriterienbezogener Validität.

Übungseffekt. s. Lerneffekt.

U-Heft. s. Kinder-Untersuchungsheft.

 

V

Validierung. Prozess, der auf die Offenlegung der Validität eines Tests gerichtet ist. Die Validierung umfasst zumeist die Durchführung von Studien, die verschiedene Aussagebereiche eines Tests explorieren.

Validität (auch Zuverlässigkeit, Gültigkeit). Eines der Hauptgütekriterien: Aspekt der Testgüte, der darauf Bezug nimmt, ob ein Test auch tatsächlich das misst, was er zu messen vorgibt. Hierauf zielen alle Bemühungen bei der Konstruktion eines Tests, die Herstellung von Objektivität und Reliabilität sind letztlich nur Vorstufen des Strebens nach Validität. Es lassen sich verschiedene Validitätsbereiche beschreiben (z.B. Inhaltsvalidität, kriterienbezogene Validität, Konstruktvalidität), die wiederum Unteraspekte aufweisen und teilweise auch nicht scharf voneinander abgrenzbar sind. Die meisten Validitätsaspekte lassen empirisch überprüfen und mit statistischen Maßzahlen (Validitätskoeffizienten) ausdrücken, die zumeist zwar Hinweise auf z.B. “die Kriteriumsvalidität” liefern können, genau genommen aber nur einen umschriebenen Aussagebereich aufweisen: Wenn die Autoren eines Intelligenztests z.B. zur Überprüfung der Kriteriumsvalidität 50 Schüler einer Förderschule eben diesen Intelligenztest und einem weiteren Intelligenztest 2 durchführen lassen und hohe Übereinstimmungen in den Testleistungen erzielen, so ist der Aussagebereich der Kriteriumsvalidität beschränkt auf ein bestimmtes Kriterium (Intelligenztest 2) und eine spezifische Population (Förderschüler). Ob z.B. bei Gymnasiasten ähnliche Übereinstimmungen zwischen den beiden Testleistungen auftreten, kann nicht ohne weiteres geschlossen werden. Für jeden Test lassen sich theoretisch eine große Vielzahl von Validitätsaspekten überprüfen und damit eine große Vielzahl an Validitätskoeffizienten ermitteln, die sich in ihrer Höhe unterscheiden können. Es ist dabei nicht möglich, die Validität eines Tests zu quantifizieren (vgl. Validierung).

Validität, diskriminante. Aspekt der kriterienbezogenen Validität, der Bezug nimmt auf das Ausmaß, in dem sich ein Testverfahren erwartungskonform von Verfahren abhebt, die andere Merkmalsbereiche erfassen. Ein Beispiel: Bei einem Intelligenztest wird man zunächst keine allzu hohen Korrelationen zu einem reinen Aufmerksamkeitstest erwarten, vielmehr wäre eine geringe bis mittlere Korrelationen erwünscht und als günstig zu bewerten (vgl. Validität, konvergente).

Validität, faktorielle. Aspekt der Konstruktvalidität, der darauf Bezug nimmt, dass eine psychologisch begründbare Faktorenstruktur nachgewiesen wurde (s.a. Faktorenanalyse). Diese Faktorenstruktur kann allein auf dem Test (seinen Items oder Skalen) oder auf gemeinsamen Faktorenanalysen des Tests mit konstruktnahen und konstruktfernen Kriterien basieren.

Validität, inhaltliche. (auch Inhaltsvalidität, Augenscheinvalidität oder logische Validität). Aspekt der Validität, der sich auf die offensichtliche Plausibilität eines Testverfahrens bezieht. Die inhaltliche Validität wird nicht durch eine statistische Maßzahl ausgedrückt, sondern durch Expertenurteile bestätigt.

Validität, konvergente. Aspekt der kriterienbezogenen Validität, der sich auf das Ausmaß bezieht, in dem ein Test erwartungskonform ähnliche Ergebnisse liefert wie konzeptuell vergleichbare Tests. Zwei Intelligenztests, die zum Beispiel ein vergleichbares Intelligenzkonzept zu Grunde legen, sollten (bei gegebener Validität beider Verfahren) auch ähnliche Ergebnisse liefern (vgl. Validität, diskriminante).

Validität, kriterienbezogene. (auch Kriteriumsvalidität, criterion validity). Aspekt der Validität, wobei ein Testverfahren mit Außenkriterien (z.B. andere Testverfahren, Selbst- oder Fremdeinschätzung) korreliert wird.

Validität, logische. s. Validität, inhaltliche.

Validität, prognostische. (auch Vorhersagevalidität, predictive validity). Aspekt der kriterienbezogenen Validität, bei dem die Überinstimmung zwischen Testergebnis und später erhobenen Kriterien überprüft werden, so zum Beispiel beruflicher Erfolg nach einem Einstellungstest oder Schulerfolg am Ende der Grundschule nach einem Einschulungstest.

Varianz. Streuungs- oder Dispersionsmaß; statistische Kenngröße einer Merkmalsverteilung, welche die Streuung der Werte um den Mittelwert (das arithmetische Mittel) ausdrückt. Die Varianz erhält man, indem man die Summe der quadratischen Abweichungen aller Messwerte vom Mittelwert bildet und diese durch die um 1 verminderte Anzahl der Meßwerte teilt (entspricht der quadrierten Standardabweichung). Gebräuchliche Abkürzungen sind “s quadrat” und “var”.

Verlaufsdiagnostik. Datensammlung zu mehreren Zeitpunkten bei einer Person, wobei Veränderungen und somit zum Beispiel ein Entwicklungsverlauf (z.B. Krankheitsverlauf) oder die Wirksamkeit von Therapiemaßnahmen abgebildet werden können.

Verteilung. Bezeichnung für die quantitative und grafische Darstellung der Art und Variation verschiedener Merkmalsträger innerhalb einer Stichprobe. Verteilungen können unter anderem charakterisiert werden unter Bezugnahme auf die Anzahl ihrer Gipfel (eingipflig, mehrgipflig), Lagemaße (z.B. Mittelwert), Streuungsmaße (z.B. Standardabweichung, Varianz) oder ihre Schiefe. In der Testpsychologie ist die Werteverteilung bei der Berechnung von Normen und zur Testinterpretation von großer Bedeutung.

Verteilung, empirische. Verteilung, die sich aus den Daten einer Stichprobe ergibt. Empirische Verteilungen zeigen in der Regel Unregelmäßigkeiten auf. Aus diesem Grund muss man vor der Durchführung statistischer Operationen überprüfen, ob und inwieweit sich eine empirische Verteilung einer hypothetischen Verteilung (z.B. der Normalverteilung) annähert.

Verteilung, hypothetische. Verteilung, die sich aus idealisierten Annahmen ableitet und im Vergleich zu empirischen Verteilungen im Allgemeinen günstigere mathematische Eigenschaften aufweist.

Verteilungsparameter. s. Parameter.

Vertrauensintervall. s. Konfidenzintervall.

vestibulär. Den Gleichgewichtssinn betreffend.

Vorhersagevalidität. s. Validität, prognostische.

Vorschulalter. Im Allgemeinen die Bezeichnung für den Zeitraum vom Beginn des vierten Lebensjahres (3. Geburtstag) bis hin zur Einschulung (auch frühe Kindheit). Dem Vorschulalter geht das Kleinkindalter voraus und schließt sich das Grundschulalter an.

Vorsorge-Untersuchungsheft. s. Kinder-Untersuchungsheft.

Vulnerabilität (Verletzlichkeit). Anfälligkeit eines Kindes gegenüber ungünstigen Entwicklungsbedingungen (s.a. Resilienz).

 

W

Widerlächeln. s. Soziales Lächeln.

Williams-Beuren-Syndrom (WBS). Genetisch bedingte Erkrankung mit charakteristischen Fehlbildungen und Retardierungen wie typischen Gesichtszügen, Minderwuchs, Gefäß- und Nierenschäden und beeinträchtigter intellektueller Entwicklung (Prävalenz ca. 1:10000).

 

xyz

Zentrale Tendenz. Beurteilungsfehler: In der Testpsychologie verzerrender Einfluss auf Seiten befragter Personen: sie neigen eher dazu, sich für mittlere Kategorien (“unentschieden”, “weder/noch”, “mittel”) zu entscheiden als für Extremwerte (z.B. bei Eltern-Fragebögen).

Zentralnervensystem (ZNS). Bezeichnung für die Nervenstrukturen, in denen die sensorischen Informationen aus der Körperperipherie zentral verarbeitet werden und motorische Aktivität auslösen oder koordinieren. Anatomisch werden damit das Gehirn und das Rückenmark zusammengefasst. Das Zentralnervensystem und das periphere Nervensystem (PNS) bezeichnet man zusammen als das somatische Nervensystem.

Z-Skala. Häufig verwendete standardisierte Ergebnisskala mit dem Mittelwert (arithmetisches Mittel) von 0 und einer Standardabweichung von 1 Punkt (0;1) (s.a. Argumentieren mit Standardwerten).

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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