Entwicklungsprofil Jennifer

 

 

 

 

 

 

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Durchfuehrung ET 6-6

ET 6-6 Entwicklungsprofil

 

 

 

Entwicklungsprofil_Jennifer

Jennifer, 1;9 Monate (21 Monate alt), wurde auf besonderen Wunsch ihrer Mutter dem betreuenden Kinderarzt zu einem frühen Zeitpunkt zur Vorsorgeuntersuchung U7 (21. bis 24. Lebensmonat) vorgestellt. Die Mutter berichtete von besonderen Verhaltensproblemen Jennifers, etwa von im Altersvergleich ungewöhnlich heftigem „Trotzen“ und eingeschränkter sozialer Interaktion. Weiter berichtete die Mutter von einer sehr geringen Frustrationstoleranz, die sie sowohl im Vergleich mit Jennifers zwei älteren Geschwistern als auch mit anderen gleichaltrigen Kindern als auffällig empfand, auch wirke Jennifer häufig sehr ungeschickt. Zusätzlich zeige Jennifer eine große Infekthäufigkeit.
Jennifers Schwangerschaft und Geburt verliefen komplikationslos, Jennifer begann mit 13 Monaten frei zu gehen, spricht jedoch noch keine verständlichen Worte. Bei vorangegangenen Vorsorgeuntersuchungen wurden keine Auffälligkeiten notiert, die Somatogramme wiesen Jennifers Körperwachstum mit 84 cm Körpergröße und 11,2 kg Körpergewicht als durchschnittlich aus, die ergänzend durchgeführte Messung des frontoccipitalen Kopfumfangs lieferte mit 48 cm ebenfalls einen unauffälligen Wert. Auch die weitere körperliche Untersuchung blieb unauffällig, als auffällig wurden zunächst das Fehlen altersgemäßer Sprache sowie altergemäßen Sprachverständnisses notiert.
Jennifer wurde mit dem Altersgruppentest „18 bis 21 Monate“ des ET 6-6 untersucht, sie war zum Untersuchungszeitpunkt exakt 21 Monate alt. Die Herstellung und Aufrechterhaltung der Interaktion wurde vom Kinderarzt als über das altersgemäß zu erwartende Ausmaß schwierig eingeschätzt, Jennifer zeigte jedoch häufigen Blickkontakt und reichhaltige Verhaltensmuster. Die vollständige Testdurchführung erforderte 30 Minuten, wurde vom Untersucher jedoch als beeinträchtigt bezüglich der Kommunikation und Aufmerksamkeit eingeschätzt.

  • Körpermotorik: Jennifer erreichte einen Testwert von „8,2“ und liegt damit im Bereich des Altersgruppenmittelwerts (7,87), was als unauffällig zu bewerten ist. In der Untersuchung zeigte Jennifer altersgemäße vestibulären Leistungen, der Tonus war unauffällig. Es konnten nach Auskunft der Mutter nur die schwierigen Fertigkeiten „Hüpft von Treppenstufe“ (F6, pi = .24) sowie „Gelangt auf Schaukel“ (F7, pi = .37) noch nicht beobachtet werden.
     
  • Handmotorik: Jennifer konnte auch durch Demonstration des Untersuchers nicht zum Malen mit dem Stift (T34, pi = .95) animiert werden, auch den Schraubverschluss (T35, pi = .48) sowie das Umblättern einer Papierseite (F12, pi = .87) zeigte sie noch nicht, die Mutter konnte jedoch das Drücken von Knöpfen mit dem Zeigefinger (F11, pi = .97) berichten. Somit erzielt Jennifer in der Handmotorik einen Testwert von „2,5“, was deutlich vom Altersgruppenmittelwert (8,16) abweicht und gravierende Defizite abbildet.
     
  • Kognitive Entwicklung: In der Entwicklungsdimensionen „Handlungsstrategien“ konnte Jennifer keine Aufgabe lösen und erreichte mit „0“ einen Testwert im Bereich gravierender Defizite. Hierzu ist anzumerken, dass sie zwar der Aufforderung zum Stapeln von drei Würfeln (T55, pi = .81) nachkam, die Ausführung aufgrund motorischer Defizite jedoch misslang. Im Bereich des „Körperbewusstseins“ konnte Jennifer bereits auf Ohren und Nase zeigen (T86, pi = .63) und erzielte mit „5,0“ einen unauffälligen Testwert im Bereich des Altersgruppenmittelwerts (4,84).
     
  • Insgesamt wurden für Jennifer mit dem ET 6-6 Entwicklungsdefizite im kognitiven Bereich beschrieben, es konnten grundlegende altersgemäße kognitive Strategien nicht beobachtet werden.
     

  • Sprachentwicklung: Jennifer konnte keine der Testaufgaben zur „rezeptiven Sprache“ bewältigen, insbesondere bei diesen Aufgaben fiel auf, dass sie bei bestehendem Blickkontakt offensichtlich nicht in der Lage war, die Anweisungen zu verstehen. Nach Auskunft der Mutter ahmt Jennifer jedoch Wörter nach (F22, pi = .59) und hört vertrauten Geschichten zu (F23, pi = .59), der Testwert liegt mit „3,3“ etwa eine Standardabweichung unterhalb des Altersmittels (5,39). Auch in der „expressiven Sprache“ wurden Defizite abgebildet, Jennifer zeigte weder Ein-Wort-Sätze (T105, pi = .73) noch Zwei-Wort-Sätze (T106, pi = .32), verwendet aber nach Auskunft der Mutter die Worte „Mama“ und „Papa“ (F24, pi = .94), was während der Untersuchung jedoch nicht beobachtet werden konnte. Somit erreicht Jennifer einen Testwert von „3,3“, der wiederum etwa eine Standardabweichung unter dem Altersgruppenmittelwert liegt.
     
  • Insgesamt liegen Jennifers Testwerte zur Sprachentwicklung im Risikobereich, dies erhält besondere Bedeutung wenn man berücksichtigt, dass sie am äußersten Ende des Altersbereichs liegt (21 Monate).
     

  • Sozialentwicklung: In der Sozialentwicklung erreichte Jennifer einen Testwert von „3,3“, der gravierende Defizite abbildet. Die Antworten der Mutter verhalten sich stimmig zur geschilderten Verhaltensproblematik, dabei unterstreicht das Fehlen der altersgemäß längst zu erwartenden Fertigkeiten „ruhiger Wunschvertrag“ (F32, pi = .87), „Antwortet Gleichaltrigem“ (F35, pi = .89), „Parallelspiel“ (F36, pi = .87), „Läuft weg“ (F46, pi = .90) sowie „“Sagt nein“ (F47, pi = .79) das Ausmaß der Problematik.
     
  • Emotionale Entwicklung: Jennifers Testwert von „3,8“ liegt weit unter dem Altersmittel und ist somit als gravierend auffällig zu bewerten. Nach Auskunft der Mutter sind dabei auch mehrere altersentsprechende Fertigkeiten wie „gezielte Distanzierung“ (F52, pi = .75), „Beruhigung in drei Minuten“ (F55, pi = .98), sowie „Trennung über Stunden“ (F57; pi = .97) nicht zu beobachten, so dass auch hier Hinweise auf besondere emotionale Auffälligkeiten vorliegen.
     

Abschließende Interpretation: Es wurden mit dem ET 6-6 umschriebene Entwicklungsdefizite der kognitiven, sprachlichen und sozial-emotionalen Entwicklung abgebildet. Dabei ergab die Untersuchung Hinweise auf Hörprobleme, die in einer nachfolgenden pädaudiologischen Untersuchung im zuständigen Sozialpädiatrischen Zentrum als Schalleitungsschwerhörigkeit aufgrund chronischer Mittelohrentzündung eingeordnet wurden. Zusätzlich wurden die Defizite in der Feinmotorik und der kognitiven Entwicklung bestätigt, wenn auch in etwas geringerem Ausmaß als sie der ET 6-6 abbildete.
Jennifer erhielt aufgrund ihrer übergreifenden Defizite intermodale Förderung (auditive, taktile und kinästhetische Wahrnehmung, visuomotorische Koordination) über einen Zeitraum von einem Jahr, ihre Entwicklungsrückstände konnten dadurch bis zur Aufnahme in einen Regelkindergarten nahezu vollständig aufgeholt werden. Auch Jennifers Interaktionsverhalten verbesserte sich so weit, dass sie zur Vorsorgeuntersuchung U8, die mit 48 Monaten durchgeführt wurde, unauffällig war.

Entwicklungsdiagnostik: Primäremotionen

Entwicklungsdiagnostik: visuomotorische Koordination

Entwicklugsdiagnostik: Explorationsverhalten

Entwicklungsdiagnostik: Handlungsstrategien

Entwicklungsdiagnostik: Ganzkörperkoordination

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© 2007 Thorsten Macha

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