Konzeption
Der SET 5-10 nimmt eine an den Entwicklungsstand angepasste, umfassende Beurteilung des Sprachstandes in Anlehnung an das Kozept von Barrett (1999) vor. Das Verfahren dient der differenzierten Erfassung der sprachlichen Fähigkeiten sowie der Überprüfung der Verarbeitungsgeschwindigkeit und der auditiven Merkfähigkeit. Besonderes Augenmerk liegt auf der Erfassung der sprachlichen Leistung bei Risikokindern, das Spektrum der Anwendung erstreckt sich auf verschiedene Gruppen, beispielsweise
- Kinder mit Sprachentwicklungsverzögerungen,
- Kinder mit Sprachstörungen,
- Kinder mit Lernbehinderungen,
- Kinder mit Migrationshintergrund,
- Kinder mit Hirnschädigungen (z.B. Aphasien).
Aufgaben
Der SET 5-10 gliedert sich in zehn Untertests aus sieben Bereichen:
- Wortschatz:
- Untertest Bildbenennung;
- Semantische Relationen:
- Untertest Kategorienbildung;
- Verarbeitungsgeschwindigkeit:
- Untertest Sternsuche;
- Sprachverständnis:
- Untertest Handlungssequenzen, - Untertest Textverständnis;
- Sprachproduktion:
- Untertest Bildergeschichte, - Untertest Satzbildung;
- Morphologie:
- Untertest Singular-Pluralbildung, - Untertest Erkennen/Korrektur inkorrekter Sätze;
- Auditive Merkfähigkeit:
- Untertest Kunstwörter.
Durchführung
Die Durchführung erfolgt hochstandardisiert, die Durchführungsdauer beläuft sich insgesamt auf 45 Minuten.
Auswertung
Die Rohwerte werden mithilfe von Tabellen in Standardwerte überführt.
Interpretation
Die Interpretation der Testergebnisse erfolgt anhand von T-Werten und Prozentrangwerten.
Normierung
Die Normen basieren auf einer deutschlandweiten Erhebung an 1.052 Kindern aus dem Jahr 2009. Es liegen Normen für sieben Altersgruppen vor.
Gütekriterien
Die Mehrzahl der Untertests weist eine gute interne Konsistenz zwischen .71 und .91 (Cronbachs Alpha) auf.
Für alle Untertests kann ein annähernd kontinuierlicher Leistungsanstieg mit wachsendem Alter abgebildet werden. Die Mittelwerte der Kinder (n = 46) mit zurückliegenden Schwächen in der Grammatik sowie die der Kinder mit Migrationshintergrund (n = 143) aus der Normierungsstichprobe (n = 1052) liegen bei allen Untertests signifikant unter denen der Vergleichsgruppe (Metz, Belhadj Kouider, Karpinski & Petermann, 2011).
Im Rahmen einer Untersuchung von 71 Kindern im Alter zwischen sieben und acht Jahren wurde die konvergente kriterienbezogene Validität anhand der Korrelationen von SET 5-10-Skalen mit anderen Sprachtestverfahren überprüft, die vergleichbare Konzepte erheben (Metz, Rißling, Karpinski & Petermann, 2011). Die Korrelationen sprechen für eine mittlere bis hohe Validität (r = 0,4 bis r= 0,7) der SET 5-10-Skalen.
Kritik
Der SET 5-10 wird von den Kindern gut angenommen. Die standardisierte Durchführung und Auswertung erweist sich als einfach und ökonomisch. Das Verfahren weist mit der deutlichen Bezugnahme auf das Konzept Barretts (1999) eine klare sprachtheoretische Fundierung auf, ihm kommt somit gegenwärtig im deutschen Sprachraum hinsichtlich seiner Aktualität und in der Weite seines Ansatzes eine Alleinstellung zu. Mit dem SET 5-10 liegt neben den Einsatzmöglichkeiten in der psychologischen Diagnostik ein wertvolles Instrumentarium zur Sprachstandsdiagnostik in (vor-) schulischen Anwendungskontexten vor. Die ersten Ergebnisse zur Validierung stützen die Validitätserwartungen an das untersuchte Verfahren. Weitere Studien müssen folgen, um die Differenzierungsfähigkeit des SET 5-10 auch im Hinblick auf andere klinische Gruppen zu erfassen und die Kriteriumsvalidität auch bei anderen Altersstufen zu überprüfen.
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