|
Konzeption
Das DMB (Eggert, 2008) knüpft an die Tradition der neueren Oseretzky-Tests an, welche auf die „Metrische Stufenleiter zur Untersuchung der motorischen Begabung bei Kindern“ zurückgehen. Der Autor präsentiert ein hypothetisches Entwicklungsmodell motorischer Basisfaktoren, die eine Entsprechung in der Skalenaufteilung des Verfahrens finden:
Gelenkigkeit: Flexibilität des Stütz- und Bewegungsapparats als Voraussetzung für die Entwicklung von
- Kraft und
- Schnelligkeit, diese wiederum als Voraussetzung für die Entwicklung der
- Ausdauer; in der Summe notwendige Voraussetzungen für die
- Gleichgewichtserhaltung als die Fähigkeit angesichts wechselnder physikalischer Bedingungen aufrecht zu erhalten.
Der Autor möchte dabei eher inventarisieren statt testen (vgl. Handbuch, S. 38) und in diesem Sinne ein breites Spektrum von Leistungen erfassen und die Testsituation alltagsnah verankern, dies wird durch eine weitgehend offen gehaltene Situation und die mögliche Gruppendurchführung gewährleistet wird.
Der Testsatz umfasst neben dem Handbuch zehn Protokollblätter sowie einen Satz Übungsblätter. Die im weiteren erforderlichen Materialien wie Gymnastikstab, Ball, Medizinball, Gummimatten, Bohnensäckchen (als Wegmarkierung), Wachsfolie und Stifte, Twistgummi, Langbank (Balancieren), Kugelsteckbrett, Formensteckbrett (Kreis, Quadrat, Dreieck), Knackfrösche, Glöckchen, Hupe, Schere sowie eine Stoppuhr müssen separat besorgt werden.
Aufgaben
Das Verfahren gliedert sich in 24 Kernaufgaben, die teilweise auf mehreren Skalen signieren:
- Spannbogen (Kraft, Ausdauer). Das Kind legt sich bäuchlings auf den Boden und hält für zehn Sekunden die Arme und Beine gleichzeitig in die Höhe;
- Schlusssprung vorwärts (Kraft);
- Dreieckslauf (Schnelligkeit): es werden die Bohnensäckchen auf im Dreieck angeordneten Matten zunächst abgelegt und dann wieder eingesammelt;
- Springen im Wechsel (Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit): Das Kind wechselt in möglichst rascher Folge der Füße an einer Balkenkante;
- Ãœber Gymnastikstab steigen (Gelenkigkeit);
- Zehenspitzenstand (Gleichgewicht): zunächst ohne, danach mit geschlossenen Augen;
- Einbeinstand (Gleichgewicht);
- Balancieren (Gleichgewicht);
- Ball hinter den Kopf heben (Gelenkigkeit): der Ball wird in der Rückenlage mit den Füßen über den Kopf geführt;
- Weg nachzeichnen (grobmotorisch) (Gelenkigkeit, Schnelligkeit, visuelle Wahrnehmung): möglichst schnelles Nachzeichnen eines Weges auf einer an der Wand befestigten Vorlage;
- Bohnensäckchen werfen (Schnelligkeit, Gelenkigkeit): das Säckchen wird in die Luft geworfen und dabei in die Hände geklatscht;
- Bohnensäckchen kicken (Schnelligkeit, Gelenkigkeit, Gleichgewicht): das Säckchen wird mit dem Fußrücken in die Luft geschleudert und mit den Händen gefangen;
- Ball um den Fuß führen (Gelenkigkeit, Gleichgewicht): ein Führungsbein führt den Medizinball um das Standbein herum;
- Gummitwist (Schnelligkeit, [Bewegungskoordination]);
- Drehen im Sprung (Kraft-Ausdauer, Schnelligkeit); Vierteldrehung sowie halbe Drehung um die Körperlängsachse;
- Lochplatte stechen (Schnelligkeit, Gelenkigkeit, visuelle Wahrnehmung): der Gymnastikstab wird vom Kind in die Öffnungen der senkrecht aufgestellten Lochplatte geführt;
- Richtungshören (auditive Wahrnehmung);
- Klingendes Tor (auditive Wahrnehmung); zwei Geräuschquellen markieren akustisch einen Durchgang, den das Kind mit verbundenen Augen finden soll;
- Umfahren geometrischer Formen (visuelle Wahrnehmung, Schnelligkeit): aus einer zeichnerischen Vorlage mit vielfältigen, übereinander angeordneten Formen soll das Kind die Dreiecke identifizieren und mit einem Stift nachzeichnen;
- geometrische Formen kennzeichnen (visuelle Wahrnehmung, Schnelligkeit): auf einem Formblatt mit regelmäßig angeordneten Dreiecken, Kreisen und Quadraten sollen möglichst viele Dreiecke mit einem Stift markiert werden;
- blind Formen Tasten und legen (taktile Wahrnehmung);
- Kugeln umstecken (Schnelligkeit, visuelle Wahrnehmung): Kugelsteckbrett;
- Weg nachzeichnen (feinmotorisch) (visuelle Wahrnehmung, Schnelligkeit, Gelenkigkeit); möglichst rasches Nachzeichnen eines Weges auf einer Vorlage im Sitzen;
- Ausschneiden (visuelle Wahrnehmung, Feinmotorik).
Aus diesen Kernaufgaben können unterschiedliche Kurzformen (Screening: 8 Aufgaben; erweiterte Kurzfassung: 11 Aufgaben) herausgelöst werden.
Zusätzlich sind im Handbuch für die Bereiche Sehfähigkeit, Hörfähigkeit, manuelle Tastfähigkeit, pedale Tastfähigkeit, visuomotorische Koordination, großmotorische Übungen, Schnelligkeit/Ausdauer, Kraft/Ausdauer, Gleichgewicht/Gelenkigkeit sowie Koordination/Reaktion eine Vielzahl „motodiagnostischer Situationen“ (nicht normierter Übungen) beschrieben, die der vertiefenden qualitativen Diagnostik dienen können.
Durchführung
...
Auswertung
...
...
Normierung
Es liegen Normen von 1984 (N = 361) vor.
Gütekriterien
...
Kritik
Das DMB stellt eine umfangreiche Zusammenstellung von Aufgaben aus verschiedenen motorischen Bereichen zur Verfügung. Dabei sind es insbesondere die Vielzahl und der Variantenreichtum dieses Inventars, das den besonderen Wert als diagnostische Hilfe ausmacht. Die Aufgaben sowie ihre Bewertung sind umfassend und sehr gut verständlich beschrieben.
Weniger zufrieden stellend sind die Ergebnisse im Bereich der Messgenauigkeit sowie zur Validität. Dies ist jedoch weniger dem Verfahren anzulasten, sondern eher der bislang weitgehend ungeklärten Natur der Zusammenhänge zwischen motorischen Basiskomponenten sowie der Entwicklung dieser Zusammenhänge im Altersverlauf.
Der über die Jahre rückläufige Leistungstrend der Kinder mahnt zur Vorsicht beim Normenvergleich. Ähnlich wie bei Intelligenzleistungen ist eine zuverlässige Leistungsüberprüfung mit relativen Aussagen (z.B. durchschnittlich, unterdurchschnittlich) auch im motorischen Bereich nur auf der Grundlage aktueller Normen möglich.
Insgesamt repräsentiert das DMB jedoch ein reichhaltiges Basisdiagnostikum, welches das Generieren diagnostischer Hypothesen sowie eine Annäherung an förderorientierte Fragestellungen für das Schulalter auf einer weitgehend standardisierten Basis für eine große Vielzahl von Fällen unterstützen kann.
[Die vollständige Testbesprechung finden Sie bei Petermann & Macha, 2005]
|