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Durchfuehrung ET 6-6

Entwicklungsdiagnostik

 

 

Das Risiko- und Schutzfaktoren-Konzept

Einen Ausgangspunkt für die empirische Erforschung von risikoerhöhenden und risikomildernden Bedingungen der Entwicklung lieferten Beobachtungen, nach denen auch Menschen, die vielfältigen Risiken ausgesetzt sind oder waren, sich gleichwohl „normal“ (gesund) Entwickeln können. Der Begriff Salutogenese beschreibt die Entstehung und Erhaltung von Gesundheit, und kennzeichnet eine Erweiterung der Perspektive auf das Entwicklungsgeschehen in Abkehr von der Fokussierung auf Entwicklungsabweichungen.

Im Zusammenhang mit Risiko- und Schutzfaktoren sind besonders die Konzepte Vulnerabilität (~Verletzlichkeit) und Resilienz (~Widerständigkeit) von Bedeutung, die eine personenbezogene Perspektive im Zusammenhang mit Entwicklungsrisiken einnehmen.

Aktuell herrscht in der klinischen Forschung Unklarheit über die genaue Abgrenzung von Risiko- und Schutzfaktoren sowie über deren Zusammenwirken. Dabei zeichnet sich deutlich ab, dass bestimmte Risikofaktoren oder Konstellationen von Risikofaktoren nicht zu allen Alterszeitpunkten auch die gleiche Bedeutung haben. So sind in Bezug auf bestimmte Entwicklungsaspekte Phasen erhöhter Vulnerabilität auszumachen.

Eine Systematisierung risikoerhöhender Bedingungen für das Kindesalter ist nach folgendem Schema möglich:

  • biologische Faktoren: z.B. prä-, peri-, postnatale Komplikationen; negatives mütterliches Ernährungsverhalten; Substanzkonsum;
  • Eltern-Kind Interaktion: Bindungsverhalten; negatives Pflegeverhalten; psychische Störungen der Eltern;
  • Familiäre und soziale Faktoren: Konflikte in der Elternbeziehung; ungünstiges Erziehungsverhalten; Gewalt und Misshandlung; sehr junge Elternschaft; niedriger sozioökonomischer Status.

Einen ähnlichen Auflösungsgrad erzielt der Fragebogen EBEL-VA, der zwischen (1) biologisch-medizinischen, (2) familiären, (3) das Erziehungsverhalten betreffenden, (4) die Elternbeziehung betreffende und (5) kindbezogenen Faktoren unterscheidet.

Von den Risikofaktoren abzugrenzen sind kausale Ursachen psychischer Störungen (z.B. ungünstiges Erziehungsverhalten als Ursache einer Störung des Sozialverhaltens). Ursachen sind ursächlich hinreichende Bedingungen von Entwicklungsabweichungen, Risikofaktoren müssen im zeitlichen Verlauf deutlich vor Eintreten einer Entwicklungsabweichung wirksam werden und dabei eine zunächst allgemeine Risikolage stützen.

Eine weitere Differenzierung von Risikofaktoren gelingt wie folgt:

  • strukturelle Faktoren (fixe Marker) lassen sich nicht verändern (z.B. Geschlecht, Ausbildung der Eltern);
  • variable Faktoren verändern sich oder können verändert werden (z.B. durch Interventionsmaßnahmen), hier lassen sich wiederum diskrete Faktoren (Faktoren, die zu einer unmittelbaren Veränderung führen, z.B. Lebensereignisse) und kontinuierliche Faktoren (die über die Zeit in ihrer Auswirkung variieren können, z.B. Qualität der Eltern-Kind-Bindung) unterscheiden.

Die Wirkungsweise von Risikofaktoren ist besonders durch den Zeitpunkt sowie die Kombination ihres Auftretens bedingt. Risikofaktoren treten selten isoliert in Erscheinung, das Risiko einer Entwicklungsabweichung erhöht sich, wenn mehrer Faktoren zusammen auftreten. Kinder, die in Armut aufwachsen, weisen auch mit erhöhter Wahrscheinlichkeit Eltern mit psychischen Störungen, ungünstigem Erziehungsverhalten sowie schlechtere Ernährung und Pflege als Risiken auf. In Studien zur Auswirkung von Risikofaktoren werden zumeist ungewichtete Risikoindizes gebildet (wie auch aktuell beim EBEL-VA), es werden die Risikofaktoren zunächst wie additiv oder kumulativ wirksam aufgefasst (z.B. Bildung von Summenindizes). Empirischen Befunden zu Folge liegt es nahe, dass die bislang aufgeführten Risikofaktoren weder linear noch spezifisch wirken, sondern ähnliche Risikofaktoren scheinen vielfach unterschiedliche Entwicklungsabweichungen (z.B. sowohl Depressionen als auch Verhaltensprobleme) zu begünstigen (Prinzip der Multifinalität).

Tendenziell lässt sich feststellen, dass in verschiedenen Altersperioden bestimmte Risikofaktoren oder -konstellationen unterschiedlich bedeutsam sein können (Altersspezifität): so ist zum Beispiel davon auszugehen, dass mit steigendem Alter widrige Umgebungsfaktoren (Schule, Peers) an Bedeutung gewinnen, während familiäre Faktoren zunehmend an Bedeutung verlieren. Negative Erziehungspraktiken (z.B. Züchtigung) ist besonders im (frühen) Kindesalter bedeutsam, Vernachlässigung der Aufsicht eher im Jugendalter, z.B. Wiederheirat eines allein lebenden Elternteils ist besonders bedeutsam bei Jungen zwischen 12 und 15 Jahren.

Es können besondere Phasen erhöhter Vulnerabilität im Entwicklungsverlauf beschrieben werden, zum Beispiel soziale Übergänge (Transitionen) wie die Einschulung, Schulwechsel, der Eintritt ins Berufsleben oder durch körperliche Reifung oder kognitive Entwicklung bedingte Entwicklungübergänge. Bestimmte Faktoren wirken dabei alterssynchron (z.B. Schulübergänge), andere variieren in ihrem zeitlichen Auftreten (z.B. Beginn der Pubertät). Einige Autoren nehmen an, dass bestimmte Entwicklungsübergänge allein noch keine Bedrohung der Entwicklung darstellen, wohl aber, wenn sie im Zusammenhang mit weiteren entwicklungsbedingten Ereignissen auftreten: so konnte in einer Studie zum Beispiel ein stärkeres Ansteigen depressiver Symptome bei Mädchen als bei Jungen im frühen Jugendalter ausgemacht werden, als Erklärung könnte der gleichzeitige Eintritt der Pubertät mit dem Schulwechsel bei Mädchen dienen, während die Pubertät bei Jungen tendenziell nach dem Schulwechsel einsetzt.

Besondere Beachtung im Hinblick auf eine ressourcenorientierte Sichtweise soll hier noch einmal den Konzepten der risikomildernden Faktoren und der Resilienz zukommen. Dabei ist davon auszugehen, dass die psychische Robustheit eine Kapazität darstellt, die sich über die Zeit im Kontext der Mensch-Umwelt-Interaktion entwickelt, Resilienz erweist sich dabei nicht als zeitlich stabiles Merkmal, vielmehr können Personen, die sich zu einem bestimmten Zeitpunkt ihres Lebens gegenüber aversiven Erfahrungen resilient erweisen, zu anderen Zeitpunkten wesentlich anfälliger erscheinen.

Bislang herrscht Unklarheit über die genaue Struktur und Wirkungsweise von Risiko- und Schutzfaktoren. Einige Autoren vertreten die Auffassung, dass bestimmte Faktoren ausschließlich risikoerhöhend oder protektiv wirken, andere Autoren sehen in risikoerhöhenden und –mildernden Faktoren häufig eher gegenüberliegende Pole eines Kontinuums. Besonders diese im letzteren Fall eingenommene Perspektive läuft letztlich darauf hinaus, dass die Abwesenheit eines Risikofaktors auch als Schutzfaktor aufgefasst werden kann.

 

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© 2007 Thorsten Macha

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